Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Lage der Russen am 2. Mai 
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Chef des Generalstabes Gdl. Conrad erschienen, um Zeuge des großen 
Erfolges zu sein, der hier errungen worden war. Hunderte von Gefan¬ 
genen, oft nur von einem einzigen Reitersmann eskortiert, zogen, ihres 
Lebens sichtlich froh, an ihnen vorüber und legten Zeugenschaft von der 
schweren Erschütterung ab, von der der Feind betroffen war. Ein herr¬ 
licher Maientag umfing das Grauen der Walstatt. Der Wettergott blieb 
den Angreifern auch in den nächsten Kampftagen unverändert wohlgesinnt. 
Die russische Führung war am frühen Morgen durch den von der 
Front herüber dröhnenden Kanonendonner aus ihrer Untätigkeit jäh er¬ 
weckt worden. Die Rettungsversuche, die Gen. Dimitriew tagsüber unter¬ 
nahm, erwiesen sich jedoch als völlig unzulänglich. Bei Gorlice kam die 
Masse der aus der Reservestellung geholten 63. RD. gerade noch zurecht, 
die weichenden Trümmer der 61. aufzufangen. Die Alarmrufe der 3. Ar¬ 
mee nötigten den Generalstabschef der Südwestfront, dem Befehlshaber 
dieser Armee die Verfügung über das III. kauk. Korps zu übertragen, 
dessen erste Transporte eben bei Krosno einlangten und nun nach Jaslo 
und Zmigrod vorgezogen wurden1). 
Nicht minder kritisch als bei Gorlice gestaltete sich die Lage nörd¬ 
lich von Bieez, wo zwischen den weichenden Flügeln des IX. und des 
X. Russenkorps durch das scharfe Zugreifen des Korps Arz und der 
Garde eine breite Lücke entstanden war. In höchster Eile raffte Dimi¬ 
triew drei Infanterie- und sieben Reiterregimenter zusammen, um sie unter 
dem Gen. Wolodtschenko in den bedrohten Raum zu werfen. 
Sehr unbequem empfanden die Russen auch den Vorstoß Stöger- 
Steiners am unteren Dunajec. Hier mußte vor allem die jenseits von der 
Weichsel stehende 75. RD. helfen, die bei NowyKorczyn ein Regiment 
auf das Südufer warf, ohne daß es der Gegner hindern konnte. 
Wie sich das Schicksal der russischen 3. Armee weiterhin gestalten 
werde — dies hing vor allem vom Eintritt des III. kauk. Korps in die 
Schlacht ab. Daher war es für die Verbündeten von entscheidender Be¬ 
deutung, daß die Stoßgruppe Mackensens auch in den nächsten Tagen 
nichts an Schwung verlor. Daneben war es für die Größe des Erfolges 
wichtig, daß diese Stoßgruppe möglichst bald die Richtung Ost gewann, 
weil dadurch auch die russische Karpathenfront am schwersten gefähr¬ 
det wurde. 
Demgemäß wies GO. Mackensen seine 11. Armee für den 3. zunächst 
!) Boncz-Brujewitsch, II, 69 ff; Zajontschkowskij, Strategische 
Studie über den Weltkrieg 1914—1918, VI. Teil, in russischer Sprache (Moskau 1923), 
290 ff. 
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