Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Vom Zwei- zum Dreifrontenkrieg 
einem direkten Stoß von Warschau in der Richtung Berlin das Wort zu 
reden. Der Karpathenangriff habe von Haus aus dem Zwecke gedient^ 
hieß es in der Denkschrift beiläufig, dem Hauptschlag gegen Deutschland 
die nötige Schulterfreiheit zu schaffen; mehr zu erzielen sei nicht seine 
Aufgabe gewesen. 
Alexejew kam jedoch mit diesen Auffassungen bei der Heereslei¬ 
tung schlecht an. Sowohl der Großfürst-Generalissimus wie sein Gene¬ 
ralstabschef Januschkiewitsch hatten sich nun stark auf das Karpathen¬ 
unternehmen festgelegt, dessen Gegner sie einst gewesen waren. Der 
Dardanellenangriff der Alliierten (S. 303) konnte jeden Augenblick durch 
den Anschluß Rumäniens, ja sogar Bulgariens, die Balkanfrage entschei¬ 
dend aufrollen. In London wurde fieberhaft an der Gewinnung Italiens 
gearbeitet. Der Höchstkommandierende fühlte sich verpflichtet, dieser 
Entwicklung militärisch durch Fortführung des Angriffes auf Ungarn 
gerecht zu werden. 
In diesen Erwägungen ließ sich die Stawka auch nicht stören, als 
zu Anfang April, wohl schon zum zweiten- oder drittenmal in den 
letzten Monaten, Nachrichten über das Auftauchen deutscher Verstär¬ 
kungen in Westgalizien einlangten. Wohl wies General Danilow in seiner 
Denkschrift vom 12. April auf die Gefahren hin, die sich für das Kar¬ 
pathenunternehmen einstellen konnten, wenn sich diese Meldungen als 
richtig erwiesen. Aber zum ersten schenkte man ihnen — noch mit Be¬ 
rechtigung — keinen besonderen Glauben, und zum zweiten gab man 
sich der Hoffnung hin, daß ein Erscheinen der Russen in der Donau- 
und Theißebene wegen der in Österreich-Ungarn eintretenden politischen 
Folgen auch die aus Westgalizien etwa drohenden Gefahren mit einem 
Schlage beseitigen werde1). 
Demgemäß erhielt Alexejew den Befehl, ja nichts ohne die Zustim¬ 
mung der Stawka zu unternehmen, dafür aber die Ausscheidung starker 
Reserven einzuleiten, deren erste, das III. kauk. Korps, als Verfügungs¬ 
truppe der Heeresleitung nach Chyrów in Galizien abzugehen hatte. 
Iwanow aber wurde verständigt, daß der Großfürst-Generalissimus ob 
der Einstellung des Karpathenangriffes peinlich berührt sei. 
Mittlerweile hatten jedoch die Ergebnisse der Osterschlacht noch 
nachhaltiger auf die Stimmung der Führer des Südwestheeres gewirkt. 
Zumal Dimitriew, der Befehlshaber der 3. Armee, stand unter dem be- 
1) Ob die russische Heeresleitung mit solchen Erwägungen Recht behalten hätte, 
bleibe dahingestellt. Es ist hier schon gesagt worden, daß es Falkenhayn sogar er¬ 
wünscht gewesen wäre, die Russen noch weiter in die Karpathen hineinzuziehen.
	        
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