Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Vom Zwei- 211m Dreifrontenkrieg 
Jetzt vor eine offensive Aufgabe gestellt, glaubte Gen. Cadorna in 
Anbetracht der geringen Stärke des Heeres — 14 Korpskmdos. mit 25 
Infanterie- und 4 Kavalleriedivisionen erster Linie und 10 Mobilmiliz¬ 
divisionen — sich zunächst nur einem der beiden Operationsziele, Süd¬ 
tirol mit Trient oder Küstenland mit Triest, zuwenden zu können. Da ein 
Angriff gegen Südtirol wegen der österreichischen Sperrwerke und der 
Festung Trient, zu deren rascher Niederkämpfung die italienische Be¬ 
lagerungsartillerie zu schwach war, keinen Erfolg zu verheißen schien, 
entschied er sich für die Offensive über den Isonzo. Bei dieser Opera¬ 
tionsrichtung winkte nicht nur die Besitznahme des wertvolleren der beiden 
ersehnten Ziele, sondern auch die Möglichkeit eines Zusammenwirkens 
mit der serbischen Armee, dessen man bei dem entlegenen Vorstoß auf 
Trient hätte entrateli müssen. Allerdings konnte die italienische Vor¬ 
rückung gegen Triest und Laibach durch einen österreichischen Vorstoß 
aus Tirol in der linken Flanke gefährdet werden. Doch Cadorna fühlte 
sich stark genug, um den Hauptangriff nach dem Gebirge hin verlä߬ 
lich zu sichern. Zu diesem Zwecke sollten — wie für eine reine Abwehr — 
zwei Armeen (12 Infanteriedivisionen stark), gestützt auf die Grenz¬ 
befestigungen, Tirol von Westen, Süden und Osten umklammern. Der 
östlichen dieser beiden Armeen war überdies ein Angriff aus dem Cadore 
auf Toblach zugedacht, von wo sie, im Drau- und Gailtal vorrückend, 
der verhältnismäßig schwachen Kraftgruppe, die an der Kärntner Grenze 
aufmarschierte (2 Divisionen und Gebirgstruppen), den Einbruch in die 
Becken von Tarvis und Villach erleichtern sollte. Die gleichfalls in zwei 
Armeen gegliederte Masse des Heeres (14 Infanteriedivisionen und die 
Heeresreiterei) wollte Cadorna aus ihrem Versammlungsraum beider¬ 
seits des Tagliamento zum Stoß zwischen den Julischen Alpen und dem 
Meere ansetzen, wobei ihr die Karnische Gruppe, von Tarvis durch das 
Tal der Wurzner Save herabsteigend, die Hand zu reichen hatte. Starke 
Heeresreserven, die als Verstärkung der Hauptangriffsgruppe gedacht 
waren, wenn sie nicht zur Abwehr eines österreichischen Vorstoßes aus 
Tirol gebraucht wurden, plante Cadorna bei Verona und Padua bereit¬ 
zustellen. Das nächste Ziel der Hauptstoßgruppe war das Becken von 
Laibach, von wo sie je nach der strategischen Lage die Draustrecke 
Klagenfurt—Völkermarkt zu erreichen oder weiter talab bei Marburg 
und Warasdin die Tore Ungarns zu sprengen hatte. Eine Bedrohung 
Süditaliens sowie einen österreichischen, bei Verletzung der Schweizer 
Neutralität auf Mailand gerichteten Angriff glaubte man berechtigterweise 
nicht mehr besorgen zu müssen.
	        
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