Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Cadornas Kriegspläne 
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weise hielt der General am 2. August die Zustimmung seines Königs in 
Händen. Doch schon am Vorabend hatte der Ministerrat das Verharren 
in der Neutralität beschlossen, und wie der König die Aufforderung des 
Kaisers Franz Joseph, Waffenhilfe zu leisten, mit dem Hinweis auf diesen 
Ministerbeschluß ablehnte, so hatte Cadorna das gleiche auf die tele¬ 
graphische Einladung Conrads zu gemeinsamen Besprechungen der Gene¬ 
ralstäbe zu tun, wobei der italienische Generalstabschef die Bemerkung 
beifügte: „Wenn Österreich-Ungarn Lovcen nicht besetzt und Gleich¬ 
gewicht in der Adria nicht stört, wird Italien niemals gegen Österreich- 
Ungarn vorgehen1)." Gen. Cadorna sollte nicht in die Lage kommen, 
dieses Wort zu halten. 
Frankreich dankte der lateinischen Schwester ihren Entschluß jeden¬ 
falls aus brennendem Herzen, konnte es doch alsbald in den Nöten des 
ersten Feldzuges seine Alpengrenze ganz entblößen. Deutschland hin¬ 
gegen mußte die ausfallende italienische Vogesenarmee auf Kosten seines 
Ostheeres durch eigene Kräfte ersetzen, womit sich Italien zugleich auch 
Anspruch auf den Dank Rußlands erwarb2). 
Entsprechend diesen ersten, den späteren Verbündeten geleisteten 
Diensten begann der italienische Generalstab auch sofort, den Front¬ 
wechsel der Armee vorzubereiten. Noch am 2. August wurde eine „leichte" 
Mobilmachung angeordnet, indem man zweieinhalb Reservejahrgänge 
einberief3). Gleichzeitig schickte sich Cadorna an, eine Studie über eine 
Offensive gegen Österreich-Ungarn zu entwerfen. Eine solche sei, betont 
er in seinen Denkwürdigkeiten, nicht vorhanden gewesen, da sich Italien 
bisher für einen Angriff auf das Habsburgerreich zu schwach gefühlt und 
daher nur Vorbereitungen für eine Abwehr getroffen habe 4). Diese Ab¬ 
wehr war so gedacht gewesen, daß der größere Teil des Heeres (zwei 
Armeen mit 14 Infanterie- und 4 Kavallerie di visionen) am Piave zwi¬ 
schen Vittorio Veneto und dem Meere aufzumarschieren hatte, indes 
zwei weitere Armeen, 12 Divisionen stark, an der Gebirgsgrenze zwischen 
dem Stilfser Joch und dem Monte Peralba und 6 Divisionen als Heeres¬ 
reserve bei Mantua und Padua versammelt werden sollten. 3 Divisionen 
hätten zum Schutze Süditaliens und Roms zurückzubleiben gehabt5). 
1) Conrad, IV, 176. 
2) Reichsarchiv, I, 181 f. 
3) Ministero della guerra, L'esercito italiano nella grande guerra 
(1915—1918) — weiterhin als „Ital. Gstb.W." zitiert — (Rom 1927), I, Beilagenheft, 69. 
4) Cadorna, La guerra alla fronte italiana (Mailand 1921), I, 24f. und 134; 
vgl. auch Ital. Gstb.W., II, Text, Iff., und Skizzen 1 bis 5. 
5) Ital. Gstb.W., I, Text, 154f.
	        
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