Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Italiens Gebietsforderungen 
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reiehischen Gebietes an Italien hinarbeiten wolle1). Er ließ denn auch in 
weiterer Folge keine Gelegenheit vorübergehen, im Sinne seiner An¬ 
schauungen auf seinen öst.-ung. Kollegen einzuwirken. Dabei verfehlte 
er nicht, den Bundesgenossen damit zu trösten, daß es bei einem glück¬ 
lichen Kriegsausgang sehr wohl möglich sein werde, den Italienern ihre 
Beute wieder abzujagen. Auf Conrad machten auch solche Trostworte 
keinen Eindruck. Erbittert ließ er sich vernehmen, ein Friede durch Land¬ 
verzicht sei, wenn man ihn unbedingt wünsche, durch die Abtretung Elsaß- 
Lothringens viel vollständiger zu erreichen. 
So drangen denn bei den Besprechungen, die kurz darauf, am 
20. Februar, in Teschen stattfanden, Bethmann-Hollweg und Falken¬ 
hayn auf Burián und Conrad schon sehr heftig ein, und am 9. März 
mußte sich Burián — ermächtigt durch einen am Tag zuvor abgehaltenen 
Kronrat2) — herbeilassen, den Italienern als Preis für ihre Freund¬ 
schaft das Trentino anzutragen. Sonnino stellte am 10. April diesem An¬ 
bot ein schweres Bündel von Forderungen entgegen: der Bundesgenosse 
sollte nicht nur Trient, sondern auch Bozen, Görz und Gradisca sowie 
die wichtigsten Adriainseln an Italien abtreten, Triest mit erweitertem 
Gebiet zu einem unabhängigen Freistaat umwandeln, das Recht Ita¬ 
liens auf Valona und Saseno anerkennen und sich an Albanien desinter¬ 
essiert erklären3). Nunmehr strebten, darüber konnte kein Zweifel sein, 
die Dinge der Entscheidung zu. 
In der Tat hatten die Italiener am 9. März den Ententemächten in 
London eine Denkschrift mit den Forderungen vorgelegt, von deren Er¬ 
füllung sie den Eintritt in den Krieg gegen Österreich-Ungarn abhängig 
machten4). Die Gewinnung des neuen Kampfgenossen wurde vor allem 
von England und dann auch von der russischen Heeresleitung betrieben, 
indes die politischen Kreise von Petersburg die italienischen Wünsche 
nach Landbesitz an der Ostküste der Adria im Hinblick auf die Serben 
nur mit großem Mißbehagen zur Kenntnis nahmen. Erst ein Schreiben des 
Präsidenten der französischen Republik Poincaré an den Zaren überwand 
die Schwierigkeiten. Am 26. April wurde der Londoner Vertrag zwischen 
1) R e y m a n n, Biographie Falkenhayns im Deutschen biographischen Jahrbuch, 
IV (Berlin 1929), 56 ff. 
2) In diesem Kronrat hatte der Kaiser im Einverständnis mit seinem Außen¬ 
minister ausdrücklich verfügt, daß nur eine Gebietsabtretung in Welschtirol in Frage 
kommen könne. 
3) Österreichisch-ungarisches Rotbuch 1915, 128 ff. 
á) G 1 a i s e - H o r s t e n a u, Die Katastrophe — Die Zertrümmerung Österreich- 
Ungarns und das Werden der Nachfolgestaaten (Wien 1929), 42 ff.
	        
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