Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Lage um die Jahreswende 1914/15 
an. England war bereit, Rußlands Forderungen zu unterstützen, ver¬ 
langte dafür aber Mesopotamien, die Mittelmeerhäfen Jaffa und Akka, 
den beherrschenden Einfluß im südlichen Arabien und eine Erweiterung 
der britischen Einflußzone im erdölreichen Südpersien. Vergeblich hatte 
der Kalif die britischen Pläne dadurch zu durchkreuzen gehofft, daß er 
am 14. November 1914 die grüne Fahne des Propheten zum „Dschihad"* 
zum heiligen Krieg, entrollt hatte. Das Echo in der Welt des Islams war 
verhältnismäßig schwach gewesen. Ägypten stand von Anbeginn unter 
dem Einfluß Großbritanniens, das am 18. Dezember die Unabhängigkeit 
des Landes erklärte und einen gefügigen „Sultan" an Stelle des türken¬ 
freundlichen Khediven setzen ließ. In Arabien fand der Ruf des Ka¬ 
lifen wohl teilweise Gehör, aber schon im Sommer 1915 schlug sich der 
Großscherif von Mekka — vor allem aus wirtschaftlichen Gründen — 
auf die Seite Englands, das ihm zum Danke das von Stambul unabhän¬ 
gige Königreich Hedschas verlieh. In Afghanistan, wohin deutsche Emis¬ 
säre abenteuerliche Fahrten unternahmen, machte sich anfangs starke 
Türkenfreundlichkeit geltend; aber die doppelte Bedrohung durch Eng¬ 
land — aus Indien und Südpersien — ließ sie nicht wirksam werden. In¬ 
dien blieb still. 
Gegenüber den russischen und englischen Ansprüchen ließ sich 
Frankreich von seinen Bundesgenossen das Anrecht auf Syrien und ein 
dort bis an den obersten Tigris reichendes Einflußgebiet bestätigen. Die 
ersten eine Aufteilung der Türkei betreffenden Abmachungen wurden 
zwischen den Alliierten im März 1915 getroffen. 
Inzwischen hatten die Kämpfe in den türkischen Randgebieten längst 
begonnen. In Mesopotamien war ein englisch-indisches Expeditionskorps 
bis an den Zusammenfluß der beiden biblischen Ströme vorgedrungen. 
In Armenien erlitt die Armee Enver Paschas nach anfänglichen Erfolgen 
in den Gebirgen nordöstlich von Erzerum Mitte Jänner einen Rück¬ 
schlag, der einer Vernichtung gleichkam; dann erstarrte der Kampf für 
Monate zum Stellungskriege. Kurz darauf, im Februar, versuchte Dsche- 
mal Pascha mit 20.000 Türken und höchst unverläßlichen Arabern ver¬ 
geblich, den von indischen und neuseeländischen Divisionen verteidigten 
Suezkanal zu überschreiten. Er mußte sogar nach Palästina weichen. 
Noch ehe an der Kaukasusgrenze die Wendung zugunsten der Russen 
eingetreten war, war im Schöße der Entente der Gedanke an einen Ent¬ 
lastungsangriff gegen die Dardanellen aufgenommen worden. Er führte 
zunächst am 18. März zu dem ergebnislosen Versuch, durch eine englisch- 
französische Flotte die Einfahrt in die Meerengen zu erzwingen, und
	        
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