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Der Karpathenwinter 1914/15
Kräften in die zum XVIII. Korps hin aufgesprungene Lücke hineinschob,
wurde FML. Ziegler, der neuernannte Führer dieses Korps, beauftragt,
mit vier Regimentern — teils von der Gruppe Tersztyánszky, teils vom
V. Korps — in den entblößten Raum vorzudringen und das südliche
Sanufer wieder zu gewinnen.
Böhm-Ermolli, bestrebt, das Gefüge der Hauptkraft seiner Armee
durch frische Kräfte zu festigen, bat die Heeresleitung um Freimachung
von Szurmays 38. HID. durch die Südarmee. Er holte sich jedoch vorerst
einen ablehnenden Bescheid. Die 38, und die 40. HID. hielten den russi¬
schen Anstürmen in der Nacht auf den 29. ebenso stand wie die 38. allein
den wiederholten Angriffen des Feindes am 30. und 31. März.
An diesen beiden Tagen setzten die Russen ihr verhängnisvolles
Werk aber auch gegen die Mitte und den Westflügel der 2. Armee fort
und durchbrachen die Front des XIX. Korps. Die 41. HID. räumte nach
einer Standeseinbuße von 60 v. H. ihre Stellung und die Korps Trollmann
und Schmidt mußten in die Linie Südende Jablonki—Tousty Dil (auf dem
Beskidkamm) zurückgenommen werden. Ausnahmsweise drängte der
Feind der 13. SchD. so hitzig nach, daß diese an beiden Tagen in schwere
und verlustreiche Kämpfe verwickelt wurde.Ein russischer Einbruch bei der
32. ID. konnte nur dadurch begrenzt werden, daß ihr Führer, GM. Ludwig
Goiginger, die Divisionsreserve persönlich dem Feinde entgegenwarf. Das
XVIII. Korps nahm nach einem in der Abwehr erzielten Augenblicks¬
erfolg jetzt seinen linken Flügel zurück, um Tersztyánszky mit einigen
Abteilungen beispringen zu können, büßte aber am 31. seine Selbstlosig¬
keit mit erheblichem Geländeverlust auf dem rechten Flügel. Schon hatte
am 30. FML. Ziegler seine vier Regimenter zum Vorrücken befohlen, als
das 2. Armeekmdo. um die Mittagsstunde die Einstellung der Bewegung
befahl, weil sich das V. Korps nicht länger halten konnte. Überdies
mußte die 37. HID. (2000 Feuer ge wehre) weiter nach Südosten Raum
geben. Der Korpsführer, FML. Scheuchenstuel, beantragte hierauf den
Rückzug auf die Höhen knapp nördlich vom Wolosate-Wetlinkatale. In
Anbetracht der heillos verschlimmerten Verhältnisse konnte GdK. Böhm-
Ermolli seine Zustimmung nicht versagen.
Am 27. März war unterdessen dem 3. Armeekmdo. vom AOK. die
Zuführung des deutschen Beskidenkorps und der komb. ID. Martiny ange¬
kündigt worden. Die russische Offensive sollte durch einen geschlossenen,
starken und einheitlichen Angriff, dem sich das X. und das VII. Korps
anzuschließen hätten, endgültig abgewiesen werden, wobei ein tropfen¬
weiser Einsatz dieser Verstärkungen nicht erf olgen durfte. Im Gegensatze