Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Karpathenwinter 1914/15 
über den Dunajec unternommen worden wäre — nie hätte er dem Heere 
so schwere Opfer auferlegt wie dort, wo er wirklich versucht worden ist. 
Dem von der Heeresleitung eingeschlagenen Verfahren stellten sich 
mannigfache Hindernisse entgegen. Sowohl für die am 23. Jänner als auch 
für die am 27. Februar beginnende Offensive ergab sich schon aus der 
Ausgangslage die Schwierigkeit, den zurückhängenden rechten Flügel zeit¬ 
gerecht in das richtige Verhältnis zu bringen. Dieser Nachteil war schwer 
wettzumachen, eine straffe Zusammenfassung der Kräfte kaum zu er¬ 
reichen. Verzichtete man auch beidemale nicht auf die Mitwirkung der 
Armeegruppe Pflanzer-Baltin und der Südarmee, so wurde das Schwer¬ 
gewicht doch — und darin hat sich der verhängnisvolle Einfluß der Festung 
geäußert — auf den unmittelbar gegen Przemysl gerichteten Nordstoß 
gelegt. Die hier angesetzten Kräfte mußten innerhalb der Gebirgszone 
um die Entscheidung ringen, ohne auf das Herankommen der Flügel¬ 
gruppe warten zu dürfen, weil eben der Entsatz des festen Platzes als 
ein rasch zu erreichendes Ziel angesehen wurde. 
Der Operationsplan faßte zwei Parallelunternehmungen ins Auge: 
den Nordstoß zum Entsätze von Przemysl und die Umfassung der linken 
Flanke des Feindes, dem die Rückzugswege verlegt werden sollten. Da¬ 
mit wurde eine gewisse Zwiespältigkeit in die Kriegshandlung getragen, 
die auch das AOK. empfinden mochte. So wollte es der Heeresmitte auch 
deshalb ein Abwarten nicht gestatten, um dem Feinde nicht Gelegenheit 
zu bieten, sich mit Übermacht auf den aufschwenkenden Flügel zu werfen. 
Dabei blieb es wieder fraglich, ob man nicht auf dem kürzesten Wege 
gegen die Festung geringerem Widerstande begegnet wäre, falls die Russen 
zu vorerwähntem Zwecke stärkere Kräfte gegen Südosten verschoben 
hätten. Diese Zwiespältigkeit kam in gelegentlichen Entschlußschwan¬ 
kungen beim Einsätze frischer Kräfte (VIII. Korps) zum Ausdrucke und 
erzeugte auch bei den Unterführern Unsicherheit. Immerhin war die 
erste Offensive dadurch begünstigt, daß die geschlossene Front Brussi- 
lows nur wenig über die Straße Lisko—Baligród—Cisna hinausragte. Die 
angebahnte Überflügelung konnte jedoch nicht zu einer Umfassung aus 
der Tiefe werden, weil der Gruppe Puhallo, die anfangs verhältnis¬ 
mäßig rasch Gelände gewann, die nötigen Kräfte, die gestaffelt folgen¬ 
den Reserven, fehlten. 
Aber auch der deutschen Südarmee sollte aus dem Gebirge heraus¬ 
geholfen werden, von links durch Szurmay und von rechts durch Pflanzer- 
Baltin. Bei dieser Linksschwenkung unter den erschwerenden Verhält¬ 
nissen des Gebirges und der Jahreszeit hätte aber der Impuls zur Vor-
	        
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