Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Andere Lösungsmöglichkeiten 
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Gebirges bereits hinter sich und wäre dann imstande gewesen, der Süd¬ 
armee rasch aus den Bergen herauszuhelfen. Nach der Vereinigung dieser 
beiden Kraftgruppen konnte die ohnehin von der Heeresleitung befohlene 
Aufschwenkung bewirkt und unter Sicherung der offenen Flanke durch 
gestaffelt nachfolgende Reserven der von seiner obersten Führung stief¬ 
mütterlich bedachte russische Ostflügel umfaßt und geschlagen werden. 
Damit wäre der Grundgedanke der Kriegshandlung verwirklicht worden. 
Diesem Plane stellte sich allerdings die geringe Leistungsfähigkeit der 
Bahnlinie über Máramaros-Sziget—Körösmezö—Delatyn entgegen, die 
jetzt schon kaum ausreichte, allen Bedürfnissen der nördlich vom Ge¬ 
birge kämpfenden Armeegruppe gerecht zu werden1) ; bei ihrer ausschlie߬ 
lichen Benützung war eine ausgiebige Verstärkung Pflanzer-Baltins nicht 
mit der erwünschten Schnelligkeit zu erreichen. Ein ins Gewicht fallen¬ 
der Kräftezuschub hätte sich aber durch Mitbenützung anderer, wenn 
auch nur bis in das südliche Anland der Karpathen führender Linien 
und hierauf durch Fußmärsche wesentlich beschleunigen lassen. Nicht 
unbedenklich blieb freilich die Gefährdung der offenen Ostflanke und 
immerhin auch die Abhängigkeit einer starken Armee nördlich des Ge¬ 
birges von einer einzigen Bahn mit ungünstiger Linienführung, doch 
hatte man zum Beispiel die Basierung der Hauptkraft der 2. Armee auf 
die einzige Straße Takcsány—Cisna ruhig mit in Kauf genommen. 
Größere Sicherheit als der eben erörterte Umfassungsangriff durch 
Ostgalizien hätte wohl noch eine Offensive entlang der galizischen 
Beckenreihe geboten. Doch beim 4. Armeekmdo. hatte man sich niemals 
für eine Frontalschlacht in Westgalizien zu erwärmen vermocht. Erst viel 
später reifte der Plan eines operativen Durchbruches aus dem Stellungs¬ 
gebiete der 4. Armee. 
Wie dem immer auch sei: ob nun der Hauptstoß über Stanislauoder 
1) Diese Karpathenbahn war schon nach ihrer Anlage leistungsschwach (vgl. Bei¬ 
lage 3 von Bd. I), aber ihre Benützung war auch durch ihren Linienzug nicht unbe¬ 
denklich. Eine Unterbrechung, ja bloße Bedrohung des nur 60 km von der Front am 
Wyszkówsattel entfernten Bahnknies bei Huszt—Királyháza hätte die Versorgung der 
Armeegruppe Pflanzer-Baltin gefährdet. Eine baldige Besserung der Betriebslage konnte 
nicht erhofft werden. Erst nach der Winteroffensive Pflanzer-Baltins (1914) kam die 
Bahn, von Rahó an in arg zerstörtem Zustande, in eigene Hand. Kunst- und Stations¬ 
bauten sowie die Drahtleitungen an der 1000 m ansteigenden Strecke konnten durch 
harte Arbeit der Eisenbahnkompagnien nur provisorisch hergestellt werden, so daß der 
Betrieb der letzten 86 km bis Delatyn unter erschwerten Bedingungen geführt werden 
mußte. Die Fortsetzung über Nadwórna nach Stanislau war wegen eines gesprengten 
Viaduktes unmöglich, die Strecke nach Kolomea nur von halber Leistungsfähigkeit.
	        
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