Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Der Heeresbefehl vom 6. März 
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Heeresleitung spornte nun am 6. abends alle Armeen zu unablässiger 
Fortführung der Karpathenschlacht an1): „Auf der ganzen Kampffront 
von der Weichsel bis nach Ostgalizien darf sich in diesen entscheidenden 
Tagen kein Frontteil auf rein passives Verhalten beschränken." Im be¬ 
sonderen wurde das 3.Armeekmdo. aufgefordert, nicht nur mit dem 
rechten Flügel anzugreifen, sondern den Feind auch an den anderen 
Frontabschnitten wenigstens durch Geschützfeuer und durch Vortreiben 
starker Détachements zu binden. 
Oberst Veith schreibt über diese Kampftage: 
„Am 1. März setzt Nebel und heftiges Schneetreiben ein, alle Orientierung schwin¬ 
det, ganze Regimenter verirren sich, katastrophale Verluste sind die Folge. Am 6. März 
ein neuerlicher Wetterumschlag: klarer Himmel, bei Tag Tauwetter, bei Nacht Kälte 
bis zu —20 Grad; die Folge ist gänzliche Vereisung aller Hänge, die jeden Angriff 
auch ohne feindliche Gegenwirkung zu einer touristischen Höchstleistung macht. Und 
als dies glücklich bewirkt ist, bleibt auch wieder der Sonnenschein aus, der wenigstens 
in den Tagesstunden die Kämpfer etwas erwärmt hatte; ein eisiger Nordweststurm 
zieht die letzte Wärme aus Mark und Bein. Im ganzen Angriffsraum kein Quartier, 
kein Mann kommt durch Tage und Wochen aus den Kleidern, die bei den meisten 
längst hart anliegende Eispanzer bilden; der steinhart gefrorene Boden verhindert die 
Angreifenden, sich im feindlichen Feuer einzugraben, die Verluste steigern sich enorm. 
Die Verwundeten, deren Abschub aufs äußerste erschwert ist, gehen massenhaft elend 
zugrunde; der durch die wochenlangen Kämpfe und Entbehrungen erschöpfte Mann 
darf sich auch bei Nacht nicht dem Schlafe hingeben, der sofortigen Erfrierungstod 
bedeuten würde 
Am 10. März bricht ein Schneesturm los, wie ihn anderswo nur die Gletscher¬ 
region kennt. Jede Vorrückung stockt, jeder Krankenabschub wird unmöglich, ganze 
Schwarmlinien deckt auf immer das weiße Tuch. Der vom Sturm blankgeschliffene 
Eisboden ist vollends ungangbar, jedes Eingraben ausgeschlossen; deckungslos und 
bewegungsunfähig steht die Infanterie vor den feindlichen Hindernissen, das Gros der 
Artillerie noch immer drei bis vier Märsche hinter der Front 2) ! Und die Truppe hat 
gehalten; trotz aller Meldungen ihrer Kommandanten, die seit Wochen die völlige Er¬ 
schöpfung versichern, trotz aller inneren Verhetzungen und der sie rings umgebenden 
Spionage3): trotz alldem hat sie in dieser Hölle durchgehalten." 
Mühsam drangen in den nächsten Tagen einzelne Angriffskeile weiter 
vor. Szurmays verstärkter linker Flügel kämpfte sich nördlich von der 
!) In den letzten Tagen mehrten sich die Abgänge aus der Front in erschrecken¬ 
der Weise. Beim XIX. Korps der 2. Armee betrugen sie bis zum 5. März 5000 Mann; 
die 32. ID. war von 11.817 auf 5971 Feuergewehre zusammengeschmolzen. 
2) Die fahrenden Batterien, welche keine Ausrüstung für den Gebirgstransport 
besaßen, konnten nur in den Tälern und in unmittelbarer Nähe der wenigen Straßen 
Verwendung finden, ein großer Teil war daher nicht vorgezogen worden. 
3) Zu dieser Zeit tauchte vor der Front der 4. Armee ein von den Russen aus 
tschechischen Gefangenen und Überläufern gebildetes Nachrichtendetachement auf.
	        
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