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Der Karpathen winter 1914/15
Lilienhoff und Schreitter gewannen Boden auf den Höhen nordöstlich
von Stanislau und auch Benigni ging wieder bis an die nach Kalusz
führende Straße vor. Dagegen vermochte die nach Nowica entsendete
Gruppe der 5. ID. die hochangeschwollene Lomnica nicht zu passieren.
Ein Nachtangriff auf Kalusz scheiterte an der verstärkten Abwehr der
Russen. Beim XIII. Korps focht die 42. HID. erfolgreich bei Roániatów,
doch wurde die 6. ID. unter starken Verlusten zurückgeworfen1). Pflanzer-
Baltin befahl hierauf dem Führer der 5. ID., FML. Habermann, mit allen
bei Kalusz befindlichen Teilen seiner Division dem XIII. Korps zu Hilfe
zu eilen. Die 5.HKD. erhielt Befehl, den Feind bei Kalusz zu binden.
Am folgenden Tage, den 26. (Skizze 11), errang Czibulka bei Sta¬
nislau einen ausgesprochenen Sieg. Lilienhoff und Schreitter warfen den
Feind über die Bystrzyca auf Jezupol, während Benigni und links von
ihm die am 23. herangezogenen Bataillone der 5. ID. in einer wohl¬
gelungenen Angriffsschwenkung bis an die Chaussee Stanislau—Halicz
vordrangen. Sofort ordnete Pflanzer-Baltin die Ausnützung des großen
Erfolges durch scharfe Verfolgung der Russen auf Halicz an; der dor¬
tige Brückenkopf sollte im Handstreich genommen werden. Weiters hatte
die noch verfügbare letzte Staffel der 5. ID. von Bohorodczany auf Ka¬
lusz vorzugehen und sich dieses Marktfleckens zu bemächtigen, die
10. KD. den dort befindlichen Russen bei Wistowa den Rückzug auf
Halicz zu verlegen.
Als aber der Armeegruppenführer dann auf seiner Autofahrt beim
XIII. Korps einlangte, empfing ihn eine Unglücksnachricht: die hart be¬
drängten und ermatteten Truppen des XIII. Korps waren vor russischer
Übermacht im Zurückweichen an die Lomnica. Die Hilfe durch das Gros
der 5. ID. war trotz eines günstig verlaufenen Gefechtes bei Holyn zu
spät gekommen. Um den Rückschlag beim XIII. Korps wettzumachen,
ordnete Pflanzer-Baltin an, Czibulka habe noch in der Nacht vier Ba¬
taillone der 36. ID. mit der Bahn von Stanislau nach Nadwórna zu ent¬
senden, die sodann im Fußmarsche nach Krasna zu gelangen hatten.
Weiters wurden drei schwache Polenbataillone von Kolomea nach Dela-
tyn gefahren.
Aus Teschen traf die Weisung ein, die Entscheidung in der Richtung
Dolina—Bolechów ehestens herbeizuführen; gegen Halicz genüge eine
Sicherung. Leider war nach dem ungünstigen Ausgange der Kämpfe auf
dem linken Flügel der Armeegruppe alles wieder in die Ferne gerückt,
!) Nach einer Meldung verfügte bei der 6. ID. das IR. 17 nur mehr über 320,
das bh. IR. 2 gar nur mehr über 80 Feuergewehre.