Vorschläge des Gdl. v. Linsingen
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ein Rätsel. Auch Hofmann war nun gezwungen, seinen Ostflügel abzu¬
biegen und nur die l.ID. vermochte mit Aufgebot aller Kräfte standzuhalten.
Nach ihrem Erfolge am 19. stellten die Russen ihre Anstürme gegen
das XXIV. RKorps für eine Weile ein, so daß sein linker Flügel am 21.
wieder mit der Vorrückung beginnen konnte. Als aber das Korps am 26.
aufs neue zu einheitlichem Angriffe ansetzte, stieß es überall auf hart¬
näckigen Widerstand. Die Gruppe Hofmann stand Tag für Tag in
schwerem Abwehrkampfe, der namentlich am 26. dem Feinde ansehn¬
liche Verluste brachte. Am 22. gewann die deutsche 1. ID. gegen die
Ostryhöhe Raum, doch die 3.GID. vermochte sich nicht der heiß um¬
strittenen Klewa zu bemächtigen und mußte sogar ein Stück zurück¬
genommen werden. Die Angriffskraft der Südarmee erwies sich eben
nicht stark genug, ein unmittelbares Zusammenwirken mit Pflanzer-Baltin
zu erzielen. Die Stände schmolzen zusammen; täglich mußte mit einem
Abgange von 500 Mann gerechnet werden1).
Linsingen bemühte sich auch weiterhin, seine Befehlsbefugnisse auf den
linken Flügel der Nachbargruppe auszudehnen und beantragte am 22. bei
der Heeresleitung, ihm das XIII. Korps zu unterstellen, wofür er Pflanzer-
Baltin das Verfügungsrecht über die 5.ID. zurückgeben wollte. Ferner bat
er, man möge bei der DOHL. die Heranführung der deutschen 3.ID. er¬
wirken, von der schon ein Regiment bei der 3.GID. focht. In Teschen
war man nicht geneigt, dem ersten Antrage zu entsprechen, da die un¬
erläßliche Einheitlichkeit der Kampfhandlung zwischen Dniester und
tomnica nicht beeinträchtigt werden durfte. Auch Linsingens Vorschlag,
die deutsche 5. KD. mit der Bahn nach Delatyn zu schieben, konnte aus
den gleichen Gründen, die dies für die deutsche 4. ID. ausschlössen, nicht
berücksichtigt werden. Die deutsche Reiter di vision rückte hierauf im
Fußmarsche über den Tatarenpaß ins Pruthtal ab. Der Armeegeneral¬
stabschef fuhr selbst nach Teschen, die Zuweisung der deutschen 3. ID.
zu betreiben, doch Falkenhayn war nicht gewillt, weitere deutsche Ver¬
bände den kräfteverzehrenden Gebirgskämpfen auszusetzen. Anders wäre
der Bescheid ausgefallen, wenn die Südarmee schon nördlich von den
Karpathen gekämpft hätte.
Bei der Armeegruppe Pflanzer-Baltin hielt die Spannung an. Am
Vormittag des 20. zog die 10. KD. unter dem Jubel der Bewohner
in die durch den Feind geräumte Stadt Stanislau ein. Das XIII. Korps
— jetzt unter dem GdK. Marschall — und die Kolonne Benigni hatten
1) Die Südarmee zählte am 24. Februar bei den öst.-ung. Truppen 20.000 Feuer¬
gewehre (ohne 5. ID. und 10. KD.), bei den deutschen 21.800 Feuergewehre.