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Der Karpathenwinter 1914/15
des Nachbarn einzugreifen, veranlaßten den Erzherzog überdies, am 10.
vorzuschlagen, die Offensive der benachbarten 3. Armee durch ein Vor¬
gehen des eigenen Südflügels über Banica auf Zmigrod zu unterstützen.
Hiezu sollten die 13. und die Hauptkraft der 26. SchD. aus der Front ge¬
zogen werden und am 15. unter dem Befehl des FML. Králicek die Vor¬
rückung aus der Gegend westlich von Gladyszów beginnen. Als Voraus¬
setzung für diese Aktion bezeichnete das 4. Armeekmdo. eine gleichzei¬
tige Offensive des III. Korps gegen 2migrod.
Boroevic begrüßte diesen Plan und erklärte sich auch mit der vom
Erzherzog Joseph Ferdinand angeregten Unterordnung der Gruppe Krá¬
licek unter Gdl. Coleras einverstanden. Doch war es das Los aller
Unternehmungen der inneren Flügel dieser beiden Armeen, nicht zu dem
gewünschten Ergebnisse zu führen. So auch jetzt. Die Höhe Jasionka, das
erste Ziel dieses Stoßes, sollte nach der ursprünglichen Vereinbarung von
Králicek und von Teilen des III. Korps umfassend angegriffen werden.
Mit seinem rechten Flügel mittlerweile in die Kämpfe Kriteks ver¬
strickt, glaubte Colerus — auch in Anbetracht der großen Ausdehnung
seiner Front — nicht mit ausreichenden Kräften gegen die Jasionka mit¬
wirken zu können. Hienach wäre aber der Raum für die Gruppe Králi¬
cek zu groß gewesen; ein Erfolg mußte fraglich erscheinen. Boroevic
einigte sich daher mit dem 4. Armeekmdo., den Angriff bis zum Frei¬
werden des III. Korps aufzuschieben; der Zeitpunkt werde gekommen
sein, sobald Kritek das Ondavatal erreicht habe.
Die Verhältnisse auf dem Westflügel waren keineswegs befriedigend.
Der bisherige Verlauf des Angriffes ließ keinen durchschlagenden Er¬
folg erhoffen, weil die Stoßkraft der hart mitgenommenen Truppe er¬
lahmt und eine ausreichende Tiefengliederung nicht erzielbar gewesen
war. Auch die dringend notwendige Auffüllung der Stände konnte erst
gegen Ende des Monats Februar stattfinden, um welche Zeit die nächste
Serie der Marschformationen einlangen sollte. Mit Zustimmung des Gdl.
Boroevic wandte sich der Armeegeneralstabsçhef am Fernsprecher nach
Teschen und gab dem Ermessen der Heeresleitung anheim, so wie vor
einigen Tagen das XVII. Korps verschoben wurde, nunmehr zur unmittel¬
baren Unterstützung auch die 13. und die 26. SchD. in den Kampfraum
dieses Korps zu dirigieren, zumal das 4. Armeekmdo. den Angriff seines
Südflügels wiederholt als besonders schwierig bezeichnet habe. Erst nach
dieser Verstärkung könne die 3. Armee zum Angriffe in Staffeln vom
linken Flügel antreten. Gdl. Conrad ließ jedoch antworten: die vorge¬
schlagene Verschiebung würde nur wieder zu frontalen Einsätzen und