Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Karpathenwinter 1914/15 
starb vom 5. Jänner an die Angriffslust des Feindes; er grub sich ein 
und baute sich allmählich eine starke Stellung. 
Schon am Neujahrstage bestand beim AOK. kein Zweifel mehr, 
daß die 4. Armee standhalten werde; nunmehr konnte das von der 
1. Armee anrollende V.Korps (37. HID. und 33. ID.) dem Ostflügel des 
Gdl. Boroevic zugeführt werden (S. 80). Da überdies Nachrichten über 
Verschiebungen des Feindes gegen Südosten einliefen und der Führer 
der 3. Russenarmee offenbar nicht mehr an machtvolle Angriffsstöße 
dachte, entschloß man sich in Teschen, der 4. Armee drei Divisionen 
zugunsten des rechten Heeresflügels zu entziehen, und zwar: das Gros 
der 43. SchD. (86. SchBrig. mit Artillerie und Kavallerie) von der Gruppe 
Ljubicic, die 6. ID. und 43. SchBrig. der Gruppe Arz und die 19. ID., 
die auf vier Korps (XVII., XIV., XI. und VI.) aufgeteilt war. 
Die Heeresleitung war sich des Wagnisses einer solchen Schwächung 
der 4. Armee voll bewußt. Diese Schwächung fiel umso mehr ins Ge¬ 
wicht, als sich Dimitriew doch nicht ganz untätig verhielt, wovon mehrere 
Angriffsversuche gegen die Höhe Wal Zeugnis ablegten. Um wenigstens 
den Flügeln eine Unterstützung zu sichern, sollte sich die 106. LstlD. der 
1. Armee zur Mitwirkung an einem Kampfe südlich von der Weichsel in 
der Nähe der Brücke bei Jagodniki bereithalten und Boroevic wurde 
beauftragt, die ihm wieder zugeführte 43. SchBrig. bei Zboró zu belassen. 
So kamen die Truppen der 4. Armee in den nächsten zwei Wochen 
infolge der häufigen Ablösungen und Verschiebungen nicht zur Ruhe. 
Aber noch andere Sorgen beschäftigten die Armeeführung; sie ergaben 
sich aus der nationalen Zusammensetzung ihrer Verbände. In tückischer 
Absicht ließ der Russe durch die verschiedensten Kanäle die ost- und 
mittelgalizischen Mannschaften auffordern, in ihre „befreiten" Heimat¬ 
dörfer zurückzukehren. Da zur 4. Armee die 11. und die 30. ID. sowie 
die halbe 43. und die 45. SchD. gehörten, deren Angehörige ihre nächsten 
Verwandten in unmittelbarer Nähe hinter der Feindfront wußten, be¬ 
stand die Gefahr einer Massendesertion. Beim XI. Korps half man sich 
dadurch, daß die unbedingt verläßliche 88. KSchBrig. bataillonsweise 
hinter der Front aufgeteilt wurde1). Unerschöpflich war der Feind in 
!) Ob bei den genannten Armeekörpern ziffernmäßig ins Gewicht fallende De¬ 
sertionen zum Feinde stattfanden, ist den Akten nicht zu entnehmen. Dagegen liefen 
wenige Tage nach dem Abschlüsse der vorgeschilderten Kämpfe, nicht von den Ru- 
thenen, sondern vom bh. IR. 1 ein Feldwebel und 184 Mann zu den Russen über. 
Dieses Regiment wurde sodann bei der 19. ID. eingeteilt und mit ihr zur Südarmee 
abtransportiert, wo es in der Gegend von Wyszków kämpfte. In der Nacht vom 7. auf 
den 8. Februar desertierten neuerlich etwa 100 Mann serbischer Nationalität zum Feinde.
	        
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