Volltext: Der Irrgang der deutschen Königspolitik

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Die Habsburger lvahldynastie. von i458 an 
An der Westgrenze des deutschen Reiches griff der Herzog Karl 
der Kühne von Burgund oft in deutsches Land ein. Der deutsche König 
Friedrich III. trat dem nicht entgegen; dagegen versuchte er, den Vor 
teil seines Kaufes durch eine heirat seines Sohnes Maximilian mit 
der einzigen Tochter des Herzogs Karl, Maria von Burgund, auch 
auf Kosten des Reiches zu sichern. Bevor dieser Plan zur Reise ge- 
langte, war Karl der Kühne, der auch mit Frankreich im Streit lebte, 
im Kamps gegen die Eidgenossen gefallen. In ihrer Bedrängnis wil 
ligte jetzt Maria von Burgund in die heirat mit dem Kaisersohn. 
Rach dem frühen Tode Marias kam ein Friede zwischen Burgund und 
Frankreich zustande, durch den die zum deutschen Reich gehörende 
Freigrasschast Burgund an Frankreich abgetreten wurde. Das deutsche 
Reich wurde bei diesem Vertrag gar nicht gefragt, und sein König 
hatte dabei nur ein ksausinteresse. 
Nachdem Matthias Lorvinus J490 in tüten gestorben war, ge 
lang es dem König Maximilian, Wien und die Steiermark zurück 
zuerobern. Die in Kärnten eingefallenen Türken schlug er aus dem 
Lande. Frankreich zwang er, die Freigrasschast Burgund wieder her 
auszugeben — aber nicht an das Reich, sondern an Burgund! 
Maximilian hatte auch an die Eroberung Ungarns gedacht. Die 
Ungarn halten aber den König von Böhmen, tvladislaw Jagello, 
auch zum König von Ungarn gewählt. Maximilian war klug genug, 
sich damit abzufinden. Er schloß mit dem König von Böhmen und 
Ungarn eine Lrbverbrüderung, wonach im Falle des kinderlosen 
Todes tvladislaws diese Länder an Maximilian fallen sollten. Da 
mals wurden Menschen und Länder wie privatbesitz behandelt. 
Am ly. August 1495 starb Kaiser Friedrich III. Als deutscher 
König hatte er sich in seiner langen Regierung weder um das Reich 
noch um andere deutsche Belange gekümmert. Er berief wohl Reichs 
tag über Reichstag, blieb ihnen aber fern, weil weder der König, der 
nur „Teilsürst" war, noch die anderen Teilfürsten ein Tüftelchen ihres 
vermeintlichen „Rechtes" der Allgemeinheit opfern wollten, war von 
einer Befriedung des Reiches keine Rede. Wer durch eine noch so 
weitläufige Verschwägerung ein „L r b r e ch t" auf ein fremdes Land 
zu haben glaubte, wer überhaupt nur mehr haben wollte, als er hatte, 
der griff zu den Waffen, um sich dieses „Recht" zu erzwingen. Wenn 
er nur drei Tage vorher „Fehde" ansagte, war sein Gewissen be 
ruhigt. König Friedrich III. gehörte selbst zu diesen Friedens- und 
Rechtsbrechern. Untätig sah der deutsche König zu, wie das Reich 
durch verheerende Kriege zerrüttet wurde, untätig sah er zu, wie 
Frankreich im Westen an des Reiches Grenze nagte; untätig und 
fahrlässig sah er dem vorgreifen der Türkenmacht zu, die damals
	        
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