Volltext: Der Irrgang der deutschen Königspolitik

120 vom Wahlkönigtum zur Souveränität der Teilfürsten. 1273 bis 1648 
Bild, das die Macht eines rechtlich und amtlich auftreten 
den deutschen Königs klar erkennen ließ. 
Vas kraftvolle Auftreten des deutschen Königs war nicht nach 
dem Geschmack der Teilfürsten, denn diese wollten keinen kraft 
vollen König. Ottokar II. fand darum unter den deutschen 
Fürsten Bundesgenossen gegen ihren deutschen König. Ja, sogar 
zwei Schwiegersöhne des Königs, Otto von Niederbayern und Otto 
von Brandenburg, standen an der Seite des Tschechen gegen ihren 
König und Vater. Nur vier Reichsfürsten blieben dem König treu. 
So konnte Ottokar II. ein überlegenes Heer gegen den deutschen 
König ins Feld stellen. Trotzdem entschied die Schlacht bei Dürnkrut 
(26. August 1278) gegen Ottokar, der im Kampfe siel. 
Statt Böhmen und Mähren als erledigte Lehen zum Königsgut 
zu schlagen, belehnte Rudolf I. den Sohn Ottokars, Menzel II., mit 
diesen Ländern und vermählte ihn mit einer seiner Töchter. Dann 
gab er die Alxenländer an seine Söhne — derKönig geriet damit 
auf den weg der „Hausmachtxolitik," also aus den weg der 1 e i l - 
fürstlichen Politik. Die Schnelligkeit, mit der sich der König 
aus Schwabenstamm im bayerischen Osten eine große Hausmacht 
schaffen konnte, läßt die „zerstörende Stammesmacht" als Märchen 
erkennen. 
Obwohl Rudolf I. das päpstliche versprechen der Kaiserkrönung 
erhalten hatte, zog er weder nach Italien noch nach dem Grient. 
Lr widmete sich ganz dem Aufbau der inneren Reichsordnung. 
Aber erst 1289, als er es erreicht hatte, alle Fürsten auf den Reichs- 
ftieden einzuschwören, gelang es, das Raubritterwesen zu brechen. 
Die Tatkraft des Königs rettete das Reich aus dem Sumpf der Recht 
losigkeit. Line Reihe solcher Könige ohne Nebeninteressen, und das 
Reich konnte auf den weg der Einheit gebracht werden. König 
Rudolf wollte die deutsche Königskrone erblich machen. Lr verlangte 
die Wahl seines Sohnes Albrecht zum König. Doch die eigensüchtigen 
Fürsten hatten die Tatkraft des alten Königs fürchten gelernt, sie 
scheuten um so mehr die des jungen Albrecht. Die Schuld dafür lag 
wohl nur teilweise bei den Fürsten — sie lag auch in dem inter 
nationalen Wesen des Reiches, das auch den König Rudolf zum 
„Teilfürsten" und zum „römischen" König machte. Lin bewußter 
deutscher König hätte das Teilfürstentum bezwungen. 
König Rudolf nennt das deutsche Reich in Briefen an den 
Papst und an andere Personen immer das „Römisch e" Reich 
und spricht von römischen Königen. So schreibt er an einen 
Fürsten: „wenn auch das römische Reich zuweilen von harten 
Unglücksfällen getroffen wird, bleibt es doch zuletzt von einem höch
	        
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