Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Tanks 
Handgranaten und Pistolen bewehrten und bewährten Sturmgruppe kriecht der 
Leutnant sodann bis auf zwanzig Meter an den englischen Graben hinan, eine 
Salve Handgranaten taucht unter, ein letzter verwegener Sprung bringt die 
Sturmgruppe mit ihrem Führer in die feindliche Stellung — — der Graben ist 
leer! Völlig verstört und wahrhaft Gespenster sehend nach dem gespenstigen 
Nachtangriff, hat der Tommy die Stellung Hals über Kopf geräumt; das 
beweist das grausige Heer von toten Schotten, das dort zu Haufen liegt. Allein 
drei tote Offiziere, darunter ein Major, werden vor dem Kompanieabschnitt 
gezählt. 
So hatte der Scheinangriff gewirkt — so sich ungeahnt ausgewirkt. Sofort 
wird die Kompanie in die englische Stellung eingesetzt, die weit wohnlicher 
ist als die bisherigen Fuchslöcher, die Nachbarkompanien benachrichtigt, dem 
Beispiele zu folgen, eine Patrouille vorgestoßen, um festzustellen, wo der Tommy 
sich wieder festgesetzt habe, die nach einer halben Stunde zurückkehrt und meldet, 
daß sie erst vom jenseitigen Waldrande Feuer erhalten habe. Inzwischen werden 
die Schwerverwundeten verbunden, es find meist blutjunge Schottenbürschchen, 
denen die Sieger großmütig, nein mitleidig ihre letzten Zigaretten geben. Einem 
älteren kampfgegerbten Tommy — einem neuzeitlichen Skalpjäger — werden 
dagegen neun Eiserne Kreuze erster Klaffe aus der Tasche gezogen! Dann wurde 
nach hinten gemeldet, daß der Tommy unter dem Eindruck unseres Nachtangriffes 
die Stellung Hals über Kopf geräumt habe unter Zurücklaffung zahlreicher Toter 
und Verwundeter. Die Brigade konnte also — über Verdienst! — zufrieden 
sein, und am frühen Vormittage kam denn auch der Bataillonskommandeur die 
„eroberte" Stellung besichtigen. — Die Front durfte viel wagen — in Wort und 
Tat, und so durfte der junge Kompanieführer bei paffender Gelegenheit seinem 
Kommandeur den wahren Sachverhalt erzählen, was ihm nur ein schmunzelndes 
Drohen eintrug. — Der mit diesem so unerwartet glücklichen Morgen anhebende 
Tag verlief denn auch naturgemäß erträglicher als die vorausgegangenen. Zwar 
die Kälte hielt an, und ab und zu verirrte sich nun auch eine Granate in den sonst 
bisher von Artilleriefeuer recht verschonten Wald und schlug in bedenklicher Nähe 
ein, denn wir saßen ja nun im englischen Graben, was der Tommy wohl erwarten 
konnte, und den hatte seine Artillerie ja genau auf ihren Karten eingezeichnet. 
Aber was wollten diese kleinen Adelstände dem gegenüber bedeuten, daß man sich 
— seit Tagen und Nächten zum ersten Male wieder bewegen konnte — dazu im 
November im eingeschneiten Walde! Die Stimmung der Truppe hob sich, und 
die Führer forderten als wichtigstes nur immer Schnaps an, Schnaps, den besten 
Freund und Kältetöter. Auch der kommende Tag verlief ruhig; am frühen Abend 
jedoch setzte nach kurzer aber heftiger Artilleriebeschießung ein plötzlicher Angriff 
englischer Garderegimenter ein, der aber von der preußischen Gardedivision restlos 
zurückgewiesen wurde. Wo es dem Tommy gelang, in die Stellung der Pommern 
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