Volltext: Das Antlitz des Weltkrieges

Tanks 
zur Linken aber wird ein Zug der Vataillonsreserve — wie erbeten — eingesetzt, 
und eine deutsche Linie liegt dem Tommy nun auf Handgranatenwurf gegen¬ 
über. Das erste Grauen ist überwunden. Ernste, ruhige, gefaßte, pflichttreue 
Männer liegen nun wieder zwischen dem Tommy und seinem Wunschtraume: 
Cambrai. Uber deren Leiber muß er erst einmal hinweg, wenn er den Traum 
verwirklichen will. 
Der Kompanieführer kriecht zur Nachbarkompanie zur Rechten hinüber. Das 
Bild ist dort das gleiche: Kompanie- und Zugführer verwundet oder tot; 
ein alter Feldwebelleutnant hat die Führung der verwaisten Kompanie über¬ 
nommen. — Der Rest der Nacht wird fleißig ausgenutzt, den Graben zu ver¬ 
tiefen, um bei zunehmender Helligkeit und bei Tage der Sicht und dem Feuer des 
Tommy nicht gar so schutzlos ausgeliefert zu sein. Das Graben in gefrorene Erde 
ist mühsam, da es im Liegen, später im Knien vor sich gehen muß, um dem so 
nahen Gegner kein zu hohes Zwl zu bieten. Noch zu einem anderen ist das 
Graben von Nutzen: es hilft gegen die Kälte, die in diesem Jahre sehr frühzeitig 
mit Schneesällen eingesetzt hat. In der Morgendämmerung ist die erste Orien¬ 
tierung möglich: die Kompanie liegt auf einem schmalen Waldwege immer noch 
verhältnismäßig flach eingegraben — vor ihr und hinter ihr Gestrüpp und 
Unterholz — also gottlob ein natürliches, wenn auch nicht unüberwindliches 
Hindernis zwischen dem Feinde und ihr. Gesträuch muß das fehlende Draht¬ 
verhau ersetzen. Die drei schweren Maschinengewehre find — flankierend am 
rechten und linken Füge! der Kompanie eingebaut; dazu besitzt jeder Zug ein 
leichtes Maschinengewehr, das zu beiden Seiten von Handgranatenwerfern 
gesichert ist. 
Zur Linken in der Schlucht liegt ein bewegungsunfähig geschossener Tank, 
der aber noch vom Tommy besetzt und gehalten wird. Bei Tage legt sich 
ihm auf dem linken Flügel der Kompanie ein Vizefeldwebel, einer der besten 
Soldaten des Regiments, mit Gewehr und Zielfernrohr gegenüber und schießt 
die einzelnen Tommys, die den Tank verlaßen wollen oder sich ihm nähern, mit 
präziser Sicherheit ab. Das Militärverdienstkreuz belohnt später den 
Unerschrockenen. Die beim Sturme auf den Vourlonwald links abgeschwenkte 
Kompanie hat sehr unter dem gutliegenden englischen Maschinengewehrfeuer 
zu leiden und gleichfalls alle ihre Führer verloren. Ihr letzter Offizier steht 
nachts am Waldrande plötzlich ein paar Gestalten gegenüber, ruft sie mit: „Halt, 
wer da?!" — an und wird aus ein paar Meter Entfernung vor den Kopf 
geschossen und für tot liegen gelaffen. Doch das Geschoß stammte aus einem 
englischen Armeerevolver und war bleigefüllt — zwölfmillimeterkalibrig; es hat 
sich am Stahlhelm plattgeschlagen und nur eine große Beule am Stahlhelm und 
am — Kopfe verursacht. Der „Tote" erwacht beim Morgengrauen und kann 
von seinem Burschen zum Verbandsplatz geführt werden. Die Führung der 
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