Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Von Ernst Mnger 
Kriegen 
Dis einzelnen Bilder, aus denen der Krieg sich zusammensetzt, tragen zum Ver¬ 
ständnis des Gesamtbildes des Krieges bei; sie können andererseits nur gewertet 
und eingeordnet werden aus diesem Gesamtbilde heraus. Cs ist jedoch besonders 
deshalb sehr schwierig, einen klaren Überblick über die Erscheinung des Weltkrieges 
zu gewinnen, weil erst eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne uns von dem großen 
Ereignis trennt. Die ungeheuren und mannigfaltigen Formen sind uns noch zu 
nahe, als daß der Blick sie in einen Nahmen zusammenzufasien vermöchte. 
Dennoch lasien sich bereits zahlreiche Beobachtungen in Verbindung bringen, in 
denen die Eigenart dieses Krieges zum Ausdruck kommt —, jenes besondere Siegel, 
das das zwanzigste Jahrhundert auf seine Gestaltungen preßt. Denn dieser Krieg 
ist unverkennbar und nicht nur im rein zeitlichen Sinne durch die Spuren des 
zwanzigsten Jahrhunderts gezeichnet, obwohl in ihm zugleich eine letzte und furcht¬ 
bare Anstrengung des neunzehnten Jahrhunderts sich vollzieht. Wie die alten 
Formen durch neue abgelöst werden, ist vielleicht nirgends bester zu beobachten, 
als an den Erscheinungen des Krieges —, allerdings tritt der verborgene Sinn 
dieser Veränderung erst für das rückschauende Auge hervor. Der Lärm der 
Kanonen und der blutige Schein des Feuers verdeckten vieles von dem, was an 
entscheidenden Verwandlungen geschah. 
tlnd doch läßt sich sagen, daß, wenn in unserer Zeit sich eine bedeutende Re¬ 
volution vollzog, sie den wirksamsten Teil ihrer Leistung unter der Oberfläche 
des Krieges selbst entwickelte. Gern erblickt man in den Heeren die festesten und 
reaktionärsten Gebilde einer Kultur, aber gerade sie sind Instrumente von großer 
Empfindlichkeit, sie sind die Crdbebenmester der innersten und verborgensten 
Machtverhältniffe, und eine verlorene Schlacht ist eine revolutionäre Tatsache 
von höchstem Rang. 
Die Heere, die am Tage der Mobilmachung in Marsch gesetzt wurden, waren 
noch Heere des neunzehnten Jahrhunderts, Heere der bürgerlichen Welt, deren 
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