Volltext: Das Antlitz des Weltkrieges

ich blind geschossen war.. 
von Hans Henning Freiherr Grote 
Es war in den Gräben vor Veauvraignes, einem durch fortwährende Graben- 
und Minenkämpfe wild zerschossenen Dorfe nahe Roye in Nordfrankreich. So¬ 
eben erst hatte uns jener grausame Krater zurückgespien, in dem sich damals die 
deutschen Regimenter der Westfront verbluteten und den die Geschichte verhüllten 
Angesichts als Sommeschlacht in ihr Buch geschrieben hat. Erst vierzehn Tage 
mochten vergangen sein, daß nur noch ein Drittel von dem, was in die Schlacht 
gezogen war, ihren Schrecknissen entronnen, schon wieder in eine neue Stellung 
geworfen wurde, die sich zwar ruhig nannte und im Gegensatz zu Maurepas und 
Vouchavesnes, zu dem donnernden Getöse des St.-Pierre-Vaastwaldes ja auch 
ruhig war. Wir besaßen wenigstens tiefe Unterstände, die so leicht leine Mine 
durchließen, wenn sie auch noch so geschickt geschleudert war. 
And schießen konnten wir auf beiden Seiten gut. Cs war auch schließlich kein 
Kunststück hier, wo seit den Oktobertagen von 1914 die Linien im großen und 
ganzen die gleichen geblieben waren. 
So kannte man also seinen Krieg aufs beste. Da war alles aus beiden Seiten 
geordnet. Hüben wie drüben steckte man die Köpfe ein, wenn die Veschußzeiten 
herannahten. Pünktlich alle Stunden schoß die französische Klatschbatterie vom 
Bois de Loges und fegte vier Gruppen hintereinander fein säuberlich die Gräben 
entlang, daß sich die Posten eng an die Lehmwand schmiegten und sonst niemand 
sich im Graben sehen ließ, der dort gerade nichts zu suchen hatte. Ebenso pünkt¬ 
lich auch setzten die französischen Minenwerser ein, die uns das Leben schon saurer 
machten. Denn zum mindesten schlugen sie uns unsere Gräben kurz und klein. 
Die Musterschulterwehren, die die Freude eines jeden hohen Besichtigenden 
waren, verschwanden dann mit einem Male und bildeten nur noch einen wüsten 
Haufen von Zweigen, Blech und Holz und taten damit warnend kund, was wir 
alten Grabenschweine ja schon lange wußten, daß sie für den Ernstfall eher 
hinderlich als nützlich waren. Auch kam es dann und wann vor, daß ein eben 
218
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.