Volltext: Das Linzer Programm der christlichen Arbeiter Österreichs

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denken, daß zu bestimmten üahreszeiten die Betriebe eines Wirtschafts 
gebietes einige Tage hindurch allgemein stehen und dem Arbeiter Ge 
legenheit zur Gartenarbeit geben. Ls ist volkswirtschaftlich durchaus 
nicht nötig, 'daß eine Fabrik das ganze jähr hindurch raucht und es ist 
noch weniger nötig, daß man erst eine Absatzkrise abwartet, um den 
Betrieb ein paar Wochen stehen zu lassen. Aber auch dies erfordert 
eine Regelung, die zumindest ein ganzes geschlossenes Wirtschaftsgebiet 
umfaßt und fetzt einen allgemeinen Gartenbau voraus. Auch heute schon 
verbringt der Arbeiter seinen Urlaub zum großen Teil im Garten. 
Der Urlaub soll weiters B Übungszwecken dienen: So mancher Ar 
beiter hätte Lust, in Gebiete des Wissens und der Bildung eingeführt 
zu werden, die sonst nur Leuten mit größerer Schulbildung offen stehen. 
Um diese Bildungsbedürfnisse zu befriedigen, sind wir für gewöhnlich 
auf Abendvorträge angewiesen. Da Vorträge nur in einer gewissen 
Folge wirklich etwas leisten können, sollten sie sich immer zu Kursen 
und Arbeitsgemeinschaften auswachsen. Wir wissen alle, wie mißlich 
es ist, derlei an Abenden zu unternehmen, wenn sich die Teilnehmer, 
von der Tagesarbeit schon müde, nun noch einmal in später Stunde 
aufraffen sollen. Für manchen Arbeiter kann da der Urlaub nicht nur zu 
einer körperlichen, sondern auch zu einer geistigen Erfrischung werden. 
Kinderarbeit. 
Kinderarbeit ist verboten. jugendlichen ist eine geordnete Berufs 
ausbildung zu sichern. Sie dürfen nicht früher in einen Betrieb, 
als Geist und Körper genügend ausgereift sind, keinesfalls vor 
Vollendung der Schulpflicht. 
„(Zugendliche dürfen nicht früher in einen Betrieb, als Geist und Körper 
völlig ausgereift sind. Spannen wir die Kräfte des jugendlichen zu frühzeitig 
sin» so zerstören wir sie und vernichten jegliche Erziehungsarbeit." (Leo» Ar 
beiterfrage 53.) 
Das erste Ziel, dem sich alles unterzuordnen hat, ist beim jugend 
lichen also die Erziehung, die Erziehung zum Menschen und besonders die 
Erziehung zum arbeitenden Menschen. Beim Kind sind wir nun so weit, 
daß wir die grauenhaften Schilderungen, die Marx seinerzeit den Be 
richten der englischen Gewerbeinspektoren entnahm oder die wir — 
für Oesterreich vor kaum 40 jähren — in den Erhebungen Eichhorns 
und Vogelfangs finden, Gott sei Dank zum Geschichtlichen zählen 
dürfen, jn Oesterreich haben wir auch in der Frage des jugend- 
schutzes viel erreicht, als wichtigste Errungenschaft wohl die Lehr- 
lingsinspektion, die sich überraschend schnell eingebürgert hat. Wie 
leicht die Menschen in das Laster verfallen, den Aebenmenschen als
	        
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