Volltext: Linz (I / 1927)

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Linz 
Die Fälschung der Milch, unseres wichtigsten Nahrungsmittels, wurde früher dev 
finanziellen Schädigung der Verbraucher zugezählt, heute ist man weiter und hat erkannt, 
daß die Milchfälschung eine große gesundheitliche Gefahr bedeutet; man sagt sich ganz 
richtig, daß der milchkonsumierende Mensch, bewußt oder unbewußt, dem verzehrten 
Quantum einen gewissen Nährwert beimißt, der aber, tatsächlich nicht vorhanden, dem 
Körper vorenthalten wird. Eine vor wenigen Jahren aufgestellte Statistik hat ergeben, 
daß in der Stadt Linz täglich 2240 Liter gewässerte und 3840 Liter entrahmte Milch 
dem Konsum zugeführt wurden; dies ist bei einem durchschnittlichen Tagesverbrauch von 
32.000 Liter ein ziemlich hoher Prozentsatz. Aus dieser Statistik geht die finanzielle 
Schädigung der Milchkäufer ohne weiteres hervor; wenn man aber bedenkt, daß durch 
die Milchfälschungen dem Organismus sehr viel Nährwerte vorenthalten werden, scheint 
die Gefahr einer Unterernährung auf, die sich besonders bei der Kinderernährung kata 
strophal auswirken kann. Die kontinuierliche Unterernährung durch den Genuß 
gefälschter Milch stellt eine nicht zu unterschätzende gesundheitliche Gefahr dar. Durch 
die unausgesetzten Bestrebungen des Marktamtes, in diesen Belangen eine Besserung 
herbeizuführen, und durch eine systematische Milchkontrolle wurde die Anzahl der Fäl 
schungen innerhalb von zwei Jahren auf ein Drittel herabgemindert, dabei wurden aller 
dings in dieser Zeit über 1500 Milchfälscher der wohlverdienten Strafe zugeführt. 
Eine andere gesundheitliche Gefahr bilden in der warmen Jahreszeit die Wurst 
waren. Um die fast überall jährlich vorkommenden Wurstvergiftungen möglichst hintan 
zuhalten, werden täglich die Wursterzeugungsstätten, und zwar zeitlich morgens, bei 
Beginn der Erzeugung kontrolliert und ein besonderes Augenmerk auf die einwand 
freie Beschaffenheit des zu verarbeitenden Rohmaterials gerichtet; dadurch wird gleich 
bei der Quelle der Jnverkehrfetzung nicht einwandfreier Würste eine Schranke gesetzt. 
Zur Ergänzung dieser Maßnahmen dienen Revisionen bei den Detailverkäufern, welche 
besonders auf eine sachgemäße Aufbewahrung achten. Cs ist wohl als eine Auswirkung 
zweckmäßiger Kontrollen zu werten, daß in den letzten Jahren in Linz kein Fall von 
Wurstvergiftung zu verzeichnen war. 
Aber nicht nur Lebensmittel in engerem Sinn, sondern auch Gebrauchsgegen 
stände, wie Geschirre, die bei Lebensmitteln Verwendung finden, bergen oft Gefahren 
in sich, die vielfach nicht bekannt sind. Die Tongeschirre sind häufig auf der Innenseite 
mit einer Glasur versehen, die an saure Speisen und Getränke Blei abgibt. Die weit 
verbreitete Verwendung von tönernen Mostkrügen, von Milchhäfen aus Ton usw. ist 
gar oft Ursache von mehr oder minder schweren Vergiftungserscheinungen und der Laie 
gibt allem möglichen die Schuld, ohne an die Tongeschirre zu denken. Die auf diesem 
Gebiete getroffenen Abwehrmaßnahmen der Marktämter sind von keinem sichtbaren 
Erfolg begleitet, aber man kann vermuten, wieviel Gesundheitsschädigungen verhindert 
wurden, wenn man erfährt, daß z. B. in Linz in den letzten Jahren über 10.000 Stück 
bleilässige Tongeschirre aus dem Verkehr gezogen wurden. 
Außer diesen erwähnten Waren gibt es noch eine Menge, die derart erzeugt 
und hergerichtet werden, daß durch deren Genuß oder Gebrauch Gesundheits 
störungen auftreten können. Eine Verminderung gesundheitlicher Gefahren stellen auch 
die vielen — scheinbar geringfügigen — sanitären Maßnahmen dar, deren Anordnung 
und Überwachung ebenfalls zu den Aufgaben der Marktämter gehören. Hieher gehört
	        
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