Volltext: Die österreichisch-ungarische Landmacht nach Aufbau, Gliederung, Friedensgarnison, Einteilung und nationaler Zusammensetzung im Sommer 1914 (Ergänzungsheft 9 1934)

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mäßig denkenden und fühlenden, fest in sich geschlossenen Einheit 
gleichen Geistes und gleicher Ideale aus mehr als zehn grundverschie¬ 
denen, einander fremden, ja mehr als das, oft rivalisierenden Nationali¬ 
täten. 
Was den prozentuellen Anteil dieser Nationalitäten an der Zusam¬ 
mensetzung des Mannschaftsstandes anlangt, so standen die Deutschen 
mit rund 250 v. Tausend des gesamten Grundbuchstandes an der 
Spitze. Mit rund 225 v. T. folgten die Magyaren und mit rund 130 v. T. die 
Tschechen. In weitem Abstand kamen dann die Kroaten und Serben, die 
Polen sowie die Ruthenen und Rumänen mit Tausendsätzen zwischen 90 
und 70. Kaum ein Drittel davon erreichten die Slowenen und die 
Slowaken. Klein — etwa 13. v. T. — war der Anteil der Italiener. Die rund 
500 Bulgaren, die in der öst.-ung. Armee dienten, fallen unter das Maß. 
Wesentlich anders stellt sich der Anteil der Nationalitäten bei der Zusam¬ 
mensetzung des Offizierskorps. Sowohl im Präsenz- wie im Reservestand 
der Offiziere und der Offiziersaspiranten waren die Deutschen mit rund 
750, bzw. 550 v. T. den übrigen Nationalitäten weit überlegen. Nur die 
Magyaren und die Tschechen waren, namentlich im Reserveverhältnis, 
mit Tausendsätzen vertreten, die Hundert überschritten, alle übrigen 
Nationalitäten stellten verhältnismäßig nur ganz geringe Anteile zur 
Zusammensetzung des Offizierskorps und seines Nachwuchses. Bei der 
k. k. Landwehr ähnelten die Verhältnisse, nur dürfte im Offizierskorps 
eine kleine Verschiebung zugunsten der nichtdeutschen Nationalitäten 
vorhanden gewesen sein. In der k. u. Honvéd gab es sowohl im Stande der 
Offiziere wie der Manschaft offiziell nur Ungarn, wobei die Magyaren ge¬ 
wiß gegenüber den übrigen Nationalitäten, die in den Ländern der Ste¬ 
phanskrone lebten, stark überwogen. 
Die Tabelle II zeigt im einzelnen die Aufteilung der höheren 
Verbände und der Truppenkörper auf die Korps. Sie gibt damit Auf¬ 
klärung über die Ansichten des k. u. k. Generalstabes bezüglich jener 
Mächte, von denen feindselige Handlungen zu erwarten waren. Während 
der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts war im Frieden das Haupt¬ 
augenmerk der für die Kriegsbereitschaft der Armee verantwortlichen 
Kreise auf die Sicherung der nordöstlichen Grenzen des Reiches gerichtet 
gewesen. Im Laufe des ersten Jahrzehntes des 20. Jahrhunderts trat darin 
eine bedeutsame Änderung ein. Nun waren es die Grenzen im Südosten 
und Südwesten, für deren Schutz besondere Vorkehrungen getroffen 
wurden. Dies ersieht man deutlich aus der Verteilung der Truppen in 
den betreffenden Korpsbereichen. Während die im Innern der Monarchie 
und die an der Nordostgrenze dislozierten Korps — mit Ausnahme des 
II., IV. und VII. — durchaus 6 Infanteriebrigaden mit rund 36 Ba¬ 
taillonen umfaßten, waren im III. Korps 7 Brigaden mit 60 Bataillonen, 
im XIV. Korps 9 Brigaden mit 64 Bataillonen eingeteilt. Daß das II. 
und das IV. Korps je eine Infanterietruppendivision mehr hatten als 
die anderen, war ebenso wie die Einteilung je einer Kavallerietruppen¬ 
division auf die notwendige Verstärkung der Garnisonen Wien und 
Budapest zurückzuführen; die im Bereich des VII. Korps befindliche 
zweite Honvéd-Infanterietruppendivision ist wohl als Vorsichtsmaßnahme
	        
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