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GESUNDHEITSVERHÄLTNISSE ÖSTERREICHS. 
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Die Kinderkrankheiten, deren epidemiologischer Gang 
auch in Friedenszeiten nicht im voraus bestimmt werden 
konnte, zeigten in den Jahren 1915 und 1916 eine auffallende 
Zunahme, was mit dem Zustrom der Flüchtlinge aus Gegenden, 
wo diese Krankheiten stets stark wüteten, und mit den Kon* 
zentrationslagern zusammenhing. Nach dem Jahre 1916 kann 
man von einer deutlichen Zunahme dieser Krankheiten auch 
dann nicht sprechen, wenn man die Verminderung der diesen 
Krankheiten fast ausschließlich ausgesetzten Altersklassen 
(Kleinkinder und Schulkinder) in Betracht zieht. 
Wien, wo wir eine größere Gleichmäßigkeit in der Er* 
füllung der Anzeigepflicht annehmen können, zeigt keine ein* 
deutige Veränderung der Letalität von Scharlach und Diphtherie 
in der Kriegs* und Nachkriegszeit, aus welcher man etwa auf 
eine Veränderung der Körperbeschaffenheit der Befallenen 
schließen könnte. Es kamen nämlich auf je 100 angezeigte 
Krankheitsfälle Todesfälle an: 
Im Jahre 
Scharlach 
Diphtherie 
Im Jahre 
Scharlach Diphtherie 
1911 . . . . 
3*43 
8*17 
1916 . 
. . . 4*74 
7*92 
1912 . . . . 
4*58 
10*13 
1917 . 
. . . 1*53 
6*96 
1913 . . . . 
4*42 
13*26 
1918 . 
. . . 7*52 
9*49 
1914 . . . . 
3*73 
9*78 
1919 . 
. . . 4*30 
6*65 
1915 . . . . 
5*53 
11*32 
1920 . 
. . . 4*86 
8*54 
Die Zahl der Wundinfektionskrankheiten hat durch den 
Krieg zugenommen; als Gegenstück hiezu werden wir eine Zu* 
nähme der Todesfälle an zufälligen Beschädigungen finden. Die 
Zunahme der Wundinfektionskrankheiten ist um so höher ein* 
zuschätzen, als ein großer Teil der hiehergehörigen Todesfälle 
an Rotlauf in das erste Lebensjahr fällt, das durch die Ge* 
burtenverminderung an Zahl der Zugehörigen eingebüßt hat. 
Auch das Kindbettfieber zeigt eine Zunahme, wenn man die 
Todesfälle in Beziehung zur Geburtenzahl bringt. Es entfielen 
nämlich auf je 10.000 Lebendgeborene Todesfälle an Kindbett* 
fieber: in 1911 bu 1914 1915 bis 191s 1919 bis 1920 
Österreich 2*52 3*33 2*97 
Wien 4*65 7*20 7*69 
Österreich ohne Wien. . 1*83 2*13 1*71 
Die Zunahme der Wundinfektionskrankheiten und des 
Kindbettfiebers kann als ein Zeichen verminderter Sorgfalt und 
trauriger Lebensverhältnisse angesehen werden.