Volltext: Volksgesundheit im Krieg I. Teil (I. Teil / 1926)

GESUNDHEITSVERHÄLTNISSE ÖSTERREICHS. 
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sind naturgemäß für das weibliche Geschlecht zuverlässiger als 
für das männliche, da die Entwicklung der weiblichen Bevölke« 
rung gleichsam ein Kontinuum bildete, während das männliche 
Geschlecht in nicht genau bekanntem Umfange zur Ableistung 
des Militärdienstes abgezogen wurde. Außer durch diesen Faktor 
wird die Zuverlässigkeit der Berechnungen noch durch den 
Zustrom von Kriegsflüchtlingen während des Krieges und die 
Abwanderung größerer Volksmengen in die Nachbarstaaten 
nach dem Kriege beeinträchtigt. Die genannten Faktoren sind 
nicht in allen Bundesländern der Republik Österreich in gleicher 
Stärke zur Geltung gekommen. 
Die Volkszählung des Jahres 1920 einschließlich ihrer Er« 
gänzungen ergab, daß in der Republik Österreich (ohne das Bur« 
genland) 6,131.445 Personen beiderlei Geschlechtes lebten, d. s. 
um 223.341 =3’51°/0 weniger als im Jahre 1910. Nur zwei Bun« 
desländer, Oberösterreich und Tirol, weisen einen geringen 
Bevölkerungszuwachs seit dem Jahre 1910 auf, nämlich 0’68%, 
beziehungsweise 0’52%, alle anderen Bundesländer eine Ab« 
nähme, die am größten in Wien mit 190.172 Personen = 9'36°/0 
und in Vorarlberg mit 12.196 Personen = 8‘39% ist. Schon daraus 
ist zu erschließen, daß die Stadt Wien und das stark industrielle 
Vorarlberg am meisten unter den Kriegsfolgen, was immer man 
darunter verstehen mag, zu leiden gehabt haben. 
An der Abnahme der Bevölkerung nahmen beide Ge« 
schlechter nicht in gleichem Maße teil. Die Männner hatten um 
203.591 = 6'48°/0, die Weiber um 19.750 = 061% abgenommen, 
wodurch sich natürlich die Zusammensetzung der Bevölkerung 
stark zugunsten des weiblichen Geschlechtes verschoben hat. 
Dies ist für die Bewertung vieler der folgenden ohne Unter« 
Scheidung des Geschlechtes mitgeteilten Daten von Wichtigkeit. 
Daraufhin sind wir zur Erwartung berechtigt, daß die dem männ« 
liehen Geschlechte eigentümlicheren Krankheits« und Todes« 
Ursachen (zum Beispiel Selbstmord, zufällige Beschädigungen, 
Alkoholismus, Leberzirrhose, progressive Paralyse, Rücken« 
markschwindsucht) bezogen auf die Gesamtheit der Bevölke« 
rung nunmehr seltener erscheinen werden. Auch dies gilt nicht 
in gleichem Maße für die einzelnen Bundesländer. Während 
nämlich die Männer in allen Bundesländern eine der Abnahme 
der Gesamtbevölkerung parallelgehende Abnahme ihrer Zahl 
auswiesen, nahm die Zahl der Frauen nur in Wien um 67.813 =
	        
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