Volltext: Volksgesundheit im Krieg I. Teil (I. Teil / 1926)

EINLEITUNG. 
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zone»). Bei der Sektion fand man als neuen Befund eine 
Osteoporose und eine Hypertrophie der rechten Herzhälfte. Die 
Ursache der gehäuften Skorbutfälle im Säuglingsalter wurde in 
Wien mit größter Wahrscheinlichkeit in einer qualitativ mangels 
haften Fütterung der Milchkühe und in der allzustarken Abs 
kochung und Sterilisierung einer an und für sich vitaminarmen 
Kuhmilch festgestellt. Bei den gehäuften Skorbutfällen des späs 
teren Kindesalters in den verschiedenen Kinderspitälern Wiens 
kann ebenfalls ein Mangel an Frischnahrung als Ursache der 
Erkrankung angesprochen werden. 
So sehen wir, wie aus allen diesen Arbeiten der eine 
Grundgedanke hervorgeht, daß die menschliche Gesundheit 
durch die Kriegsverhältnisse äußerst stark gelitten hat. Das 
eine Tröstliche erhellt jedoch aus dieser Zusammenstellung, 
daß die ärztliche Wissenschaft auch in dem Elend und sogar 
im Zusammenbruch der Umwelt sich vielfach verbessert hat 
und daß das ärztliche Können doch auch über die größten 
Schwierigkeiten siegen konnte. 
In einem gewissen Sinn hat aber die ärztliche Wissen* 
schaft auch mit Schuld an der langen Dauer des Krieges: eine 
Aufbietung so unendlicher Heeresmassen hätte ohne sanitäre 
Vorkehrungen und Kenntnisse wahrscheinlich binnen kurzer 
Zeit zu einer solchen Häufung epidemischer Krankheiten ge* 
führt, daß die Mehrzahl der Kombattanten durch die Epidemien 
kampfunfähig geworden wäre. 
Möge die ärztliche Wissenschaft in Zukunft nie mehr zur 
Verlängerung eines Massenmordes entweiht werden, sondern 
nur mehr friedlichen Zwecken dienen!
	        
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