Volltext: Urkundenforschung

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Majuskeln und von Kleinbuchstaben oder Minuskeln, und 
je nachdem ob die Buchstaben frei und unverbunden neben 
einanderstehen oder ob sie miteinander verbunden sind, 
sprechen wir von Freibuchstaben und von Kursive. Die 
Freibuchstabenschrift ist im allgemeinen die Schrift für lite 
rarische Zwecke, also für Bücher; die Kursive dagegen ist die 
Geschäftsschrift und wird für die Urkunden verwendet. 
Die abendländische Schriftentwicklung innerhalb des 
lateinisch-romanisch-germanischen Kulturkreises ist eine 
einheitliche und geht zurück auf das alte Rom, wo wir die 
ältesten Schriftdenkmäler im 6.—5. Jahrhundert vor 
Christus antreffen. Die Urkunden im Römerreiche werden 
bis zum 4. Jahrhundert in der älteren römischen oder Groß 
buchstabenkursive und seither in der jüngeren römischen 
bzw. frühmittelalterlichen Kleinbuchstabenkursive geschrie 
ben. Mit der Auflösung des weströmischen Reiches ver 
schwindet auch allmählich die bis dahin für den ganzen 
lateinischen Kulturkreis einheitlich verwendete Schrift und 
aus dieser, und zwar vor allem aus der frühmittelalterlichen 
Kursive, entwickeln sich auf dem Boden der in der Völker 
wanderung neuerstandenen Staaten die sogenannten Na 
tionalschriften, so etwa die verschiedenen altitalienischen 
Schriften, die Langobardische Schrift im Niederlassungs 
gebiet der Langobarden, die Kuriale in Rom, die Monte- 
cassinesisch-Beneventanische Schrift in Unteritalien usw., 
die Merowingische Schrift im Frankenreiche, die Westgoti 
sche Schrift in Spanien und die Irisch-angelsächsische Schrift 
auf den britischen Inseln. In dieser Zeit beschränkt sich die 
Kursive nun nicht mehr nur auf die Geschäftsstücke, viel 
mehr dringt sie auch vielfach in die Bücher ein und mit der 
Mannigfaltigkeit der Schriften macht sich auch eine gewisse 
Verwilderung der Schrift mehr und mehr bemerkbar. In der 
Zeit Karls des Großen, als seit der Auflösung des alten römi 
schen Reiches zum erstenmal im Abendlande wieder ein 
Universalreich erwuchs, wurde wohl unter dem unmittel 
baren Einflüsse des Kaisers selbst die sogenannte Karo 
lingische Schriftreform durchgeführt: man hat über die so 
genannten Nationalschriften auf schöne antike Vorbilder
	        
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