Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Unterscheidung des zweiseitig bearbeiteten nördlichen vom 
einseitig bearbeiteten südlichen Pergament kann von 
kritischem Wert sein. Seit dem 12. und 13. Jahrhundert 
tritt das Papier auf, doch vermag es nur sehr langsam in 
das Gebiet der konservativen Urkunde Eingang zu finden; 
zunächst sind es vor allem amtliche Bücher, Akten usw., 
die auf Papier geschrieben werden, während die Original 
urkunden erst allmählich, mitunter sogar erst im 19. Jahr 
hundert sich anstatt des haltbaren Pergamentes des Papieres 
bedienen. 
In Betracht kommen ferner Größe und Form des Urkun 
denschreibstoffes. In Hinsicht auf die Form kommt in 
Frage die Rolle, das Blatt, und zwar in Höhe- oder Breit 
format, und das Heft. 
Nicht unwichtig sind die Schreibinstrumente: Griffel, 
Rohr, Gänskiel, Metallfeder, Bleistift und Graphitstift. 
Der Schreibstoff und die damit zusammenhängenden 
Merkmale sind für die Bestimmung von Zeit und Herkunft 
von Bedeutung und können mitunter z. B. in gewissen 
Grenzfällen sogar entscheidend sein. Im ganzen aber kann 
der Schreibstoff als Kriterium naturgemäß doch nur inner 
halb ganz weiter Grenzen in Betracht kommen. 
2. Die Schrift 17 ). 
Das wichtigste äußere Merkmal der Urkunde ist die 
Schrift. Wir werden dabei zu scheiden haben zwischen der 
Schriftentwicklung im großen bzw. den verschiedenen 
Schriftarten einerseits und den Schreibschulen bzw. den 
individuellen Schriften andererseits. Wir haben ferner die 
Schreibsysteme zu berücksichtigen: je nachdem ob die 
Buchstaben in ein Zweilinienschema oder in ein Vierlinien 
schema gehören, sprechen wir von Großbuchstaben oder 
17 ) Vgl. Berthold Bretholz, Lateinische Paläographie, 3. Aufl. (Leip 
zig-Berlin 1926 = Meisters Grundriß etc. I 1); Franz Steffens, Latei 
nische Paläographie, 2. Aufl., Berlin und Leipzig 1929; Luigi Schiapa- 
relli, Avviamento allo Studio delle Abbreviature Latine nel Medioevo, 
Firenze (1926); Hans Hirsch, Gotik und Renaissance in der Entwick 
lung unserer Schrift, Wien (Almanach der Akademie 1932).