Volltext: Urkundenforschung

wir zu fragen, wo, d. h. an welchen Orten wir unsere Sammel 
arbeiten durchzuführen haben. Die Aufbewahrungsstätten 
der Urkunden sind im allgemeinen und in erster Linie die 
Archive; Bibliotheken und Museen kommen dafür nur in 
geringerem Maße in Betracht. 
Ein Archiv ist nicht etwas seit jeher unverändert Be 
stehendes, vielmehr ist es erst im Laufe der Zeit als Nieder 
schlag des staatlichen, völkischen, kirchlichen, kulturellen 
und persönlichen Lebens geworden und erwachsen. Ein 
Archiv entsteht bei jeder halbwegs geordneten Beurkun 
dungsstelle oder Kanzlei, und zwar aus zwei Wurzeln; die 
eine Wurzel ist der Auslauf und die zweite Wurzel der Ein 
lauf. Die aus der Kanzlei auslaufenden Urkunden gehen 
natürlich an den Empfänger und werden daher nicht in der 
Kanzlei bzw. im Archiv des Ausstellers, sondern im Archiv 
des Empfängers auf bewahrt, so daß man daher z. B. die 
Papsturkunden nicht im päpstlichen Archiv und die Königs 
urkunden nicht im königlichen Archiv, sondern im Archiv 
des betreffenden Empfängers der Urkunde antrifft; wohl 
aber können gewisse mit der ausgelaufenen Urkunde im 
Zusammenhang stehende Schriftstücke urkundlichen Cha 
rakters in der Ausstellerkanzlei zurückbehalten werden, so 
z. B. schriftliche Vorverhandlungen, die zur Ausstellung 
einer Urkunde Veranlassung gaben, ferner Konzepte und 
Registereintragungen, eventuelle auch ein zweites Original 
oder eine Abschrift der ausgestellten Urkunde usw.; das 
sind die Archivbestandteile, die aus dem Auslauf erwachsen 
sind. Die zweite Wurzel, der Einlauf setzt sich zusammen aus 
allen Urkunden, Briefen usw., die von außen her in die 
Kanzlei kommen. Die Kenntnis der Entwicklungsgeschichte 
der Archive und ihrer Bestände und damit im engsten Zu 
sammenhang die mitunter bis ins einzelne gehende Kenntnis 
der Geschichte der in Frage kommenden Urkundenaussteller 
und Urkundenempfänger, seien es nun staatliche, kirchliche 
oder private Einrichtungen oder Persönlichkeiten, sowie die 
Feststellung der Beziehungen von Aussteller und Empfänger 
werden daher die unumgängliche Voraussetzung für die er 
folgreiche Durchführung unserer Sammelarbeit bilden müs
	        
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