Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

(mit A. O. K./Qu. Nr. 14, 500, Chef des Ers. Wes. Res. Nr. 1, 111, 
111/1) zum ersten Male offiziell eine Fraueninspektorats-Organisation 
versucht. 
Aber auch die versagte, mußte schließlich versagen, da man das Ganze 
in die Hand von Frauen, meist Aristokratinnen legte, die keine Spur von 
sozialem Empfinden besaßen. Nachfolgender Auszug aus einem Bericht 
der Leiterin des Fraueninspektorats in Trient an das Kriegsministerium 
läßt wohl genügend tief blicken. Diese Dame schreibt: . . . »Und daß 
die moralische Frage der brennendste Punkt in dieser Angelegenheit war 
und daß er unausweichlich zur Klippe hatte werden müssen, an der die 
Institution zu scheitern drohte . . . Ein die Durchführung der Organi¬ 
sation erschwerendes Moment ist die im Paragraph 38 der neuen Be¬ 
stimmungen für die weiblichen Hilfskräfte vom Oberkommando ange¬ 
ordnete Aufhebung der periodischen ärztlichen Untersuchung. Die 
Maßnahme der Untersuchung weiblicher Hilfskräfte hat sich mit Aus¬ 
nahme der Kategorie A (zu dieser gehörte auch die Schreiberin selbst) 
bestens bewährt. Der Sanitätschef ist in Erwiderung der neuen Verord¬ 
nung beim A. O. K. eingeschritten, daß diese zweckmäßige ärztliche 
Maßnahme auch weiterhin aufrecht bleibe. Ich schließe mich dieser 
Ansicht an. Eines steht aber fest: eine bei der zehnten Armee venerisch 
erkrankte Hilfskraft wird nach ihrer Genesung prinzipiell nicht mehr 
angestellt . . .« 
So konnte eine Frau schreiben, die 
das Unglück einer venerischen Er¬ 
krankung ihrer Geschlechtsgenossin 
mit Vernichtung der wirtschaftlichen 
Existenz bestrafte; der Offizier aber, 
der sie verseucht hatte, ging hochge¬ 
ehrt seines Weges und die Leiterin des 
Fraueninspektorats von Trient fand 
an dieser Ungeheuerlichkeit nichts 
auszusetzen. Doch die herrschende 
Ungerechtigkeit beschränkte sich 
nicht auf das Gebiet der Geschlechts¬ 
krankheiten. Wenn eine weibliche 
Hilfskraft überhaupt länger als zwei 
Monate erkrankt war, warf man sie 
aufs Pflaster18). 
Die Behörden allerdings neigten zur 
Ansicht, daß diese systematische Prosti- 
Das Spiel mit Frauenherzen . • -i TT’ir 1 ••f. • 
, . , tuierung der Hilfskräfte, wie sie uns in 
»Man nehme mehr als vier!« ° 
Französische Postkarte den geschilderten Zuständen entgegen- 
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