Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

die ehrenvolle Be¬ 
zeichnung »deutsche 
Hure« gab und sich 
vor dem Tribunal 
deswegen zu verant¬ 
worten hatte. Wie 
es heißt, mußte sie 
wegen »ihrer eige¬ 
nen Zuchtlosigkeit«, 
und trotzdem es ihr 
gelang, »den Wahr¬ 
heitsbeweis zu er¬ 
bringen«, eine hohe 
Die Zivilarbeiterbataillone in der französischen Karikatur 
»Himmel, meine Töchter!« — »Bah, sie sind wie alle 
Französinnen — leicht zu entführen!« 
Zeichnung von U. Grand-Aigle in »La Ba'ionnette«, 1916 
nehmen. 
Am freundlichsten 
gestalteten sich die 
Geldstrafe hin- 
Verhältnisse, wie schon erwähnt, im besetzten Flandern, wo die Bevölke¬ 
rung den deutschen Soldaten vielleicht etwas sympatischer gegenüberstand. 
Es wurde wenigstens behauptet, daß die zwei stammverwandten Völker 
einander gut verstanden. Und eine Zeitlang war es in Deutschland Mode, 
die germanischen Traditionen Flanderns zu pflegen. (Man denke an die 
aktivistische Bewegung in Flandern, an die flämische Universität und die 
deutsch-flämischen Gesellschaften in Düsseldorf und Berlin!) Tatsächlich 
sollen sich zwischen flämischen Mädchen und deutschen Soldaten (beson¬ 
ders zwischen Damen der guten Gesellschaft und Offizieren) zarte Liebes- 
bande geknüpft haben, die man aber nicht zu überschätzen braucht, da es 
sich, wie wir gleich sehen werden, in fast allen Fällen um verzweifelte Ver¬ 
suche bedauernswerter Frauen handelt, sich und ihre Familie durch den 
Verkauf ihres Körpers zu ernähren. Immerhin sei hier die erste Strophe 
eines hübschen Liedchens wiedergegeben, das, von einem deutschen Sol¬ 
daten gedichtet, in der Kriegszeitung des deutschen Marinekorps in Flan¬ 
dern, »An Flanderns Küste«, abgedruckt wurde: 
0 du vlaamsche Deern mit de Kluffen (Holzschuhe) an de Feut, 
Büst den Jantje leev, büst den Jantje seut, 
Dine blauen Ogen un din blonnes Hoor, 
Het mi ganz bedübelt, Meisje, dat is wohr. 
Ein wenig anders stellt sich die Lage in Flandern im Berichte eines 
Marinestabsarztes, Dr. Fürth, dar. Er schreibt unter dem Titel »Hygie¬ 
nische Streiflichter aus Westflandern«: 
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