Elftes Kapitel
ETAPPENPROSTITUTION
Feldbräute in Ost und West — Liebe für ein Kommißbrot und einen
Franc — Estaminets und Teestuben — Krieg, der große Galeotto
Die bordeliierte Prostitution, die wir im vorigen Kapitel geschildert
haben, stellt einen unzulänglichen Versuch der Militärbehörden dar, den
Geschlechtsverkehr der Soldaten unter sanitäre Kontrolle zu stellen.
Unzulänglich war dieser Versuch, weil die Anzahl der Bordellinsassinnen
weder im Felde, noch viel weniger in der Etappe dem ins Ungeheuere
gewachsenen Bedürfnis genügen konnte. So trat die geheime Prostitution
überall an die Seite der reglementierten und bestimmte fast durchgängig
die Form, in der sich der Geschlechtsverkehr der Soldaten unmittelbar
hinter der Front, hauptsächlich aber im Etappengebiet, ab wickelte. Was
die besetzten Gebiete des Westens betrifft, so kann vor allem das schon
erwähnte Lille als Hauptsitz der Prostitution gelten. »Im Laufe der
langen Besetzung hatten sich in dieser Beziehung, vor allem durch
Truppen, die in Lille Standquartier hatten, viele den Verhältnissen
einer ,wilden6 Ehe
gleichenden Bande
geknüpft1)...« Eine
Anzahl von Bewoh¬
nerinnen der Stadt
unterhielt jahrelang
intime Beziehungen
mit deutschen Hee¬
resangehörigen.
Diese Beziehungen
führten zu dem be¬
kannten Ergebnis,
daß der Kampf der
deutschen Heeres¬
leitung gegen die
Verbreitung der
In einer galizischen Teestube
Zeichnung von L. Gcdö
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