Heimat und im Felde eintrat, bezeichnete diese Forderung als gefährlich,
weil sie die Soldaten ausdrücklich auf den Verkehr mit gewerbsmäßigen
Dirnen hinweise; er machte nachdrücklich aufmerksam, daß die Aus¬
weiskarte keinen hinreichenden Schutz biete.
Und schon im November 1914 mehrten sich die Stimmen besonders
auf seiten der einberufenen Ärzte für ein möglichst weitgehendes Verbot
des Geschlechtsverkehrs für Soldaten. In einer Sitzung der Kriegsärzte
in Lille empfahl Professor Flesch aus Frankfurt unter anderem
»geschlechtliche Enthaltsamkeit
als Pflicht für das gesamte Feld¬
heer, Mannschaften und Vorge¬
setzte für die Dauer des Feldzugs
und Schließung aller Bordelle,
Animierkneipen usw. an Orten,
an denen sich Feldtruppen auf¬
halten4).« Der Garnisonsarzt in
Chauny, Dr. Kurt Mendel, aber
schrieb in einer Eingabe vom No¬
vember 1914: »Das beste Mittel,
einer weiteren Verbreitung der
venerischen Erkrankungen ener¬
gisch Vorschub zu leisten (sic!)
erscheint mir die Forderung völ¬
liger geschlechtlicher Enthaltsam¬
keit der im Felde Stehenden . . .
Der Krieg fordert von jedem ein¬
zelnen so viele und so große per¬
sönliche Opfer, der einzelne
bringt auch — wie die bisherige
Geschichte des Krieges gezeigt
hat — diese Opfer so gern und
willig, daß das Verlangen nach
Enthaltung vom Verkehr mit
Prostituierten als eine durchaus
durchführbare und erreichbare
Forderung gelten kann. Die
Mannschaft wird sie als weitere
Entbehrungsmaßregel den übri¬
gen opferwillig hinzufügen, wenn
sie einsieht, daß es sich um ihr
eigenes persönliches Wohl han¬
delt; dem Heere werden zahl-
Die Bordelle der verbündeten Mittelstaaten
waren streng getrennt
Photographische Auinahme (»A.-I,-Z.«)
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