Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

Heimat und im Felde eintrat, bezeichnete diese Forderung als gefährlich, 
weil sie die Soldaten ausdrücklich auf den Verkehr mit gewerbsmäßigen 
Dirnen hinweise; er machte nachdrücklich aufmerksam, daß die Aus¬ 
weiskarte keinen hinreichenden Schutz biete. 
Und schon im November 1914 mehrten sich die Stimmen besonders 
auf seiten der einberufenen Ärzte für ein möglichst weitgehendes Verbot 
des Geschlechtsverkehrs für Soldaten. In einer Sitzung der Kriegsärzte 
in Lille empfahl Professor Flesch aus Frankfurt unter anderem 
»geschlechtliche Enthaltsamkeit 
als Pflicht für das gesamte Feld¬ 
heer, Mannschaften und Vorge¬ 
setzte für die Dauer des Feldzugs 
und Schließung aller Bordelle, 
Animierkneipen usw. an Orten, 
an denen sich Feldtruppen auf¬ 
halten4).« Der Garnisonsarzt in 
Chauny, Dr. Kurt Mendel, aber 
schrieb in einer Eingabe vom No¬ 
vember 1914: »Das beste Mittel, 
einer weiteren Verbreitung der 
venerischen Erkrankungen ener¬ 
gisch Vorschub zu leisten (sic!) 
erscheint mir die Forderung völ¬ 
liger geschlechtlicher Enthaltsam¬ 
keit der im Felde Stehenden . . . 
Der Krieg fordert von jedem ein¬ 
zelnen so viele und so große per¬ 
sönliche Opfer, der einzelne 
bringt auch — wie die bisherige 
Geschichte des Krieges gezeigt 
hat — diese Opfer so gern und 
willig, daß das Verlangen nach 
Enthaltung vom Verkehr mit 
Prostituierten als eine durchaus 
durchführbare und erreichbare 
Forderung gelten kann. Die 
Mannschaft wird sie als weitere 
Entbehrungsmaßregel den übri¬ 
gen opferwillig hinzufügen, wenn 
sie einsieht, daß es sich um ihr 
eigenes persönliches Wohl han¬ 
delt; dem Heere werden zahl- 
Die Bordelle der verbündeten Mittelstaaten 
waren streng getrennt 
Photographische Auinahme (»A.-I,-Z.«) 
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