gedacht werden, in dem Homosexualität mit perverser Triebrichtung ein¬
hergeht. In einem Etappenlazarett, sagt Lissmann, hätte ihm einmal ein
homosexueller Kleiderfetischist anvertraut, daß er »mit dem Uniform¬
mantel eines geliebten, mit ihm in ein Zimmer einquartierten Kameraden
des öfteren masturbiert habe22).«
Einen noch komplizierteren Fall teilt Prof. Hübner im »Neurologischen
Centralblatt« mit: Es ist Homosexualität mit Masochismus, Koprophagie
und Farbenfetischismus. Es handelt sich um einen Soldaten, der mit Vor¬
liebe freiwillig die schmutzigsten Arbeiten übernahm, alles tat, um sich
in den Augen anderer zu erniedrigen, sich absichtlich mit Ruß und Kot
beschmutzte, stark onanierte und sich schließlich an einem Kameraden
vergriff23).
Ferner gibt es unter den Homosexuellen bekanntlich ausgesprochen
feminine Urninge, solche mit durchaus weiblichem Gehaben. Daß diese
im Kriege ebenso versagen mußten, wie sich die stark maskulinen
Frauen (die weiblichen Soldaten, deren Rolle wir im vorigen Kapitel
besprochen haben) darin bewährten, ist leicht zu verstehen. Sie waren zum
Kriegsdienste ebenso ungeeignet wie alle anderen Homosexuellen, bei
denen, »sei es infolge, sei es in Kongruenz mit ihrer sexuellen Anlage,
schwere neuro- und psychopathische Störungen vorhanden sind«. (Hirsch¬
feld.) Wir lassen hier zwei Berichte über solche allzu sensitive Urninge
folgen, deren Aufnahme ins Heer zweifellos zu den Brutalitäten des
Krieges zu rechnen ist:
Eine Zuschrift an das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee: »Der
arme R. N. weilt eben hier. Tragisches Geschick! Der sehr weiblich¬
weichherzige Mensch kam in die Lage, einen Kosaken, den er ver¬
wundet hatte, auf höheren Befehl (da kein Pardon gegen diese Mord¬
brenner gegeben wurde) erschießen zu müssen. Denken Sie sich die
Lage: R. N. läuft zu dem am Boden unter seinem Pferde liegenden
Kosaken — der Stabsarzt befiehlt vom Auto aus: ,Kosak erschießen!6
— R. N. legt drei Meter von dem Verwundeten auf diesen das Gewehr
an — der Kosak schaut noch einmal zu ihm hinüber — R. N. drückt
los-In der ersten Zeit glaubte R. N. das Schreckliche überwinden
zu können; als aber etwas Ruhe im Dienst eintrat, wurde er gemüts¬
krank. Weinkrämpfe — nachts Schreikrämpfe. Mußte in ein Lazarett
— Abteilung für Nervenkranke . . . wird . . . wahrscheinlich ganz aus
dem Militärdienst entlassen werden. Der Stabsarzt bezeichnet seinen
jetzigen Zustand als schwere Hysterie. Seine Pupille verändert sich
nicht mehr bei Lichteinfall24) . . .«
Ein Zeitungsbericht, betitelt »Menschlichkeit«: »Nach Soissons (er¬
zählt der Korporal Houston von den Seaforths) lag ich schwer ver¬
wundet auf dem Felde. Nahe dabei lag ein junger Bursche vom Nor-