Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

erfüllt den Menschen mit einer Art stolzer und freudiger Genugtuung! 
Ich werde mir die Überzeugung doch nicht nehmen lassen, daß Urnings¬ 
liebe mindestens ebenso heilig und rein, edel und gut ist, wie jede 
heterosexuelle Neigung16) !« 
Wie nicht anders zu erwarten, fehlte es auch im Kriege nicht an Er¬ 
pressungsaffären, wie sie im Gefolge der Homosexualität überall zu fin¬ 
den sind, wo diese strafrechtlich verfolgt wird. Interessanter aber ist wohl 
die Frage, oh die Befürchtung, die Homosexualität könnte im Felde an¬ 
steckend wirken und sonst normal Veranlagte ergreifen, in Erfüllung 
ging. Lissmann sagt darüber: 
. . . die Gefahr, daß Urninge ihre perverse Triebrichtung durch Be¬ 
tätigung derselben auf heterosexuelle Mannschaften übertragen 
könnten, besteht nicht. Denn stellt man sich auf den Boden der auf 
den grundlegenden Experimenten von Steinach basierenden Anschau¬ 
ungen Hirschfelds von der die Homosexualität verursachenden Bisexu¬ 
alität der Pubertätsdrüsenzellen, so kann die Andrin sezernierende 
Pubertätsdrüse des erwachsenen Soldaten nicht zur Wiederbelebung 
ihrer längst zugrundegegangenen Gynäzinfiliale umgestellt werden, des¬ 
halb, weil vielleicht ein Homosexueller mit dem normal veranlagten 
Manne gleichgeschlechtliche Handlungen vornimmt17). 
Noch prägnanter äußert sich über die Grundlosigkeit dieser Befürch¬ 
tung der beste Kenner dieser Frage, Dr. Magnus Hirschfeld, in einem 
seiner neueren Werke: »Daß normalsexuelle Menschen sich gelegentlich 
homosexuell betätigen, ist unbedingt zuzugehen. Es ist aber völlig un¬ 
richtig, anzunehmen, daß sie dadurch homosexuell werden. Die Hand¬ 
lung, die sie mit 
einem Homosexuel¬ 
len vornehmen, ist 
in solchen Fällen der 
Ipsation (Onanie) 
gleichzuhalten.« 
Und an anderer 
Stelle: »Gibt es eine 
homosexuelle Kon¬ 
stitution, so gibt es 
keine homosexuelle 
Verführung18).« 
Jedenfalls ist im 
Kriege kein früher 
Heterosexueller ho¬ 
mosexuell geworden, 
wie das mitunter 
Französische Soldaten in Frauenkleidern 
Die drei Poilus sind in dieser Verkleidung aus der Gefangenschaft entflohen 
Aus dem Archiv des französischen Kriegsministeriums 
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