Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

wir zu sehen bekamen. Es ent¬ 
spricht unserer Erfahrung wäh¬ 
rend des Krieges, daß diese bei 
Sturmangriffen außergewöhnlich 
tapferen Walküren sich dem Artil¬ 
leriefeuer viel weniger gewachsen 
zeigten. (Dasselbe sahen wir auch 
bei den Bosniaken, die im Sturm¬ 
angriff von einer geradezu bestiali¬ 
schen Wildheit waren, während es 
vorkam, daß einzelne von ihnen 
sich beim Kanonenfeuer vor Angst 
selbst umbrachten.) Soweit wir in 
Erfahrung bringen konnten, waren 
die weiblichen russischen Soldaten 
durchwegs städtische Arbeiterin¬ 
nen, die sich in der Heimat nicht 
ernähren konnten (bemerkens¬ 
werterweise viele auch von deut¬ 
scher Abkunft), oder Arbeiter¬ 
frauen, deren Männer schon früher 
gefallen waren oder seit langem 
im Kriegsdienst standen. 
Sehr intensiv haben sich auch 
die serbischen Frauen im Kampfe 
gegen die in ihr Land eindringen¬ 
den österreichischen Truppen be¬ 
teiligt. Bei dem freiheitsliebenden, 
durch jahrzehntelange Unabhängig¬ 
keitskriege auf geriebenen kleinen 
Heldenvolk waren Frauenbataillone schon vor dem Kriege bekannt. Über 
diese lesen wir: 
Die weiblichen Freiwilligen, die in sie eintraten, nannten sich die 
»Liga des Todes«. Diese Kriegerinnen hatten an ihrer Spitze eine ein¬ 
fache Bäuerin stehen, die schon bejahrt ist. Sie ist die Tochter und 
Witwe von Freiheitskämpferinnen gegen die Türken. Später vermehrte 
sich das Freiwilligenkorps so sehr, daß man ein ganzes Regiment in 
Kragujevac auf stellen konnte. Das Oberkommando der Armee nahm mit 
großem Dank die Dienste der Frauentruppe an. Mit Flinten ausgerüstet, 
von Offizieren ausgebildet, zählte diese weibliche kleine Armee schon in 
kurzer Frist 2400 Kämpferinnen. Sie setzten sich zusammen aus Bürge¬ 
rinnen, Bäuerinnen und vornehmen Damen9). 
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