wir zu sehen bekamen. Es ent¬
spricht unserer Erfahrung wäh¬
rend des Krieges, daß diese bei
Sturmangriffen außergewöhnlich
tapferen Walküren sich dem Artil¬
leriefeuer viel weniger gewachsen
zeigten. (Dasselbe sahen wir auch
bei den Bosniaken, die im Sturm¬
angriff von einer geradezu bestiali¬
schen Wildheit waren, während es
vorkam, daß einzelne von ihnen
sich beim Kanonenfeuer vor Angst
selbst umbrachten.) Soweit wir in
Erfahrung bringen konnten, waren
die weiblichen russischen Soldaten
durchwegs städtische Arbeiterin¬
nen, die sich in der Heimat nicht
ernähren konnten (bemerkens¬
werterweise viele auch von deut¬
scher Abkunft), oder Arbeiter¬
frauen, deren Männer schon früher
gefallen waren oder seit langem
im Kriegsdienst standen.
Sehr intensiv haben sich auch
die serbischen Frauen im Kampfe
gegen die in ihr Land eindringen¬
den österreichischen Truppen be¬
teiligt. Bei dem freiheitsliebenden,
durch jahrzehntelange Unabhängig¬
keitskriege auf geriebenen kleinen
Heldenvolk waren Frauenbataillone schon vor dem Kriege bekannt. Über
diese lesen wir:
Die weiblichen Freiwilligen, die in sie eintraten, nannten sich die
»Liga des Todes«. Diese Kriegerinnen hatten an ihrer Spitze eine ein¬
fache Bäuerin stehen, die schon bejahrt ist. Sie ist die Tochter und
Witwe von Freiheitskämpferinnen gegen die Türken. Später vermehrte
sich das Freiwilligenkorps so sehr, daß man ein ganzes Regiment in
Kragujevac auf stellen konnte. Das Oberkommando der Armee nahm mit
großem Dank die Dienste der Frauentruppe an. Mit Flinten ausgerüstet,
von Offizieren ausgebildet, zählte diese weibliche kleine Armee schon in
kurzer Frist 2400 Kämpferinnen. Sie setzten sich zusammen aus Bürge¬
rinnen, Bäuerinnen und vornehmen Damen9).
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