Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

französische Standpunkt war von allem Anfang an ziemlich anarchistisch. 
Auch hier nahm die Syphilis in nie geahntem Maße überhand, wie 
wir es im nachstehenden bei der Untersuchung der Frage der Ver¬ 
breitung der venerischen Krankheiten sehen werden. Was die Geschlechts¬ 
hygiene beim österreichischen Militär anbelangt, so behält auch hier 
der Ausspruch Viktor Adlers, daß die Regierungsform Österreichs 
»Absolutismus gemildert durch Schlamperei« sei, recht. Somit finden 
wir eine organisierte Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten fast nur 
im deutschen Heer. Eine kurze Zusammenstellung von Dr. Blaschko1) gibt 
uns Aufschluß über die Verbreitung der Geschlechtskrankheiten in den 
verschiedenen Heeren vor dem Kriege. Die Ziffern stammen zwar aus dem 
Jahre 1895, doch sind sie bis zum Ausbruch des Weltkrieges nur in abso¬ 
luter Beziehung zurückgegangen, ihr Verhältnis zueinander ist ziemlich 
das gleiche geblieben. 
auf 1000 Heeresangehörige entfallende 
Land Geschlechtskranke: 
Deutschland 25.5 
Frankreich 41.9 
Österreich 61.0 
Italien 84.9 
England 173.8 
Im übrigen zeigt sich, wie Dr. Wolff in den »Mitteilungen der Deutschen 
Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten« schreibt, von 
1881 bis 1900 ein ständiger Rückgang der Geschlechtskrankheiten sowohl 
im deutschen Heere wie in den Armeen anderer europäischen Staaten, 
besonders Englands. Nur Österreich, Italien und Spanien zeigten keinen 
Rückgang, Rußland seit Mitte der Neunzigerjahre eine mäßige Zunahme. 
Auch die Erkenntnis, daß die Gefahren der Verseuchung im 
Bewegungskrieg ungleich geringer sind als zu Zeiten, wo die Truppen 
Nach dem b«xualK*<j.Prof. Blanko hat öans-K&rterwhc f^jestcUt: 
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Verhältniszahlen über die Ansteckung von Soldaten durch Dirnen, Arbeiterinnen und Bürgerliche 
220
	        
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