Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

Das russische Kriegslazarett in Paris 
Originalphoto aus der Sammlung der Archives photographiques 
d’art et d’histoire, Paris 
eine Dime sein 
müsse. Daß die üble 
Nachrede sich im 
allgemeinen stärker 
als die Idealisie¬ 
rungstendenz er¬ 
wies, dürfte nicht 
zuletzt auf die 
Ärzte zurückzufüh¬ 
ren sein, die im 
großen ganzen eine 
sehr abfällige Mei¬ 
nung von ihrem 
weiblichen Hilfsper¬ 
sonal hatten. Wenn 
in dem weiter oben 
wiedergegebenen 
Dialog der zwei österreichischen Ärzte von Karl Kraus die Pflege¬ 
rinnen kurzweg »Weiber« genannt werden, so entspricht dies durch¬ 
aus der allgemeinen Praxis im Weltkrieg. Aber auch der gemeine 
Soldat brachte der Schwester keine größere Achtung entgegen, eine 
Stellungnahme, an der alle Propaganda des Hinterlandes zugunsten der 
Pflegedame nichts zu ändern vermochte. Soll man hier auch an ein Mit¬ 
spielen des Sexualneides denken? Jedenfalls war das Verhalten einer 
großen Anzahl der Schwestern nicht darnach angetan, sich der Sympathien 
des gemeinen Soldaten zu versichern. Die Offiziersverhimmelung der 
Schwestern, das in sehr vielen Fällen durchaus unbegründete Standes¬ 
bewußtsein, mit 
dem sie sich 
über den gemei¬ 
nen Pflegling er¬ 
haben und den 
Offizieren 
gleichgestellt 
dünkten, wie 
auch ihre Lieb¬ 
schaften in der 
Etappe, die nur 
zu oft der mili¬ 
tärischen Charge 
anstatt dem , ,r , r 
Französische Verwundete auf einem deutschen Verbandplatz 
Menschen oder Zeichnung von E. Limmer in »III. Zeitung«, Leipzig 1914 
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