Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

materielle Unabhängigkeit mit einer freieren Auffassung der Geschlechts¬ 
moral einher, so daß der der Medisance so reichen Stoff liefernde Lebens¬ 
wandel der Pflegerin uns kein besonderes Symptom zu sein scheint. 
Höchstens kann die Vorliebe, mit der diese Skandalhistörchen weiter¬ 
erzählt, aufgebauscht und oft erdichtet wurden, als symptomatisch für 
das oft ins Krankhafte gesteigerte erotische Interesse der Zeit gelten. 
In Ungarn war ein im Krieg entstandenes Volkslied über den mehr 
»Und da sagt man noch, der Krieg wäre furchtbar.« 
Zeichnung von R. Pallier in »La Ba'ionnette«, 1915 
als zweifelhaften Ruf der Pflegerinnen verbreitet. Es lautet in deutscher 
Übersetzung etwa: 
Meint ihr wohl, in gab es keine Hur’? 
Denkt mir doch an all die Pflegerinnen nur! 
Blaue Augen, rabenschwarze Augenbrau’n, 
Wie zur Hurerei geschaffen sind sie traun.*) 
Objektiv muß man feststellen, daß sich in diese üble Nachrede alle 
Kategorien der Pflegerinnen vom Küchenhilfspersonal und den Hilfs¬ 
pflegerinnen bis zu den Roten-Kreuz-Schwestern, Diakonissen und sogar 
*) Meg azt mondjäk, ben nincs kurva, 
Hat az a sok äpolonö micsoda? 
Kek a szeme, szemöldöke fekete, 
Az Isten is kurvänak teremtette. 
(Die fehlenden Versfüße der ersten Zeile wurden jeweils durch den Namen der 
Stadt oder Ortschaft ausgefüllt.) 
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