Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

Mädchen in ihrer 
Schlafstube in einem 
Bett. Als dann der 
Krieg aus war, 
machte die Frau 
bald Schluß mit der 
Ehe, indem sie 
ihrem Mann kurz 
und bündig erklärte, 
sie brauche keinen 
Mann mehr, sie 
könne ohne ihn fer¬ 
tig werden und er 
soll hingehen, wo er 
hergekommen sei. 
(Der Schreiber des 
Briefes, ein Land¬ 
mann aus Holstein, 
schildert sodann, 
daß die Scheidung 
dieser Eheleute 
dreißig Monate dauerte, weil der ursprünglich ins Treffen geführte 
Scheidungsgrund, die Homosexualität der zwei Frauen, nicht als solcher 
anerkannt wurde und die Klage neuerlich wegen Verweigerung des 
Beischlafs durch die Frau eingebracht werden mußte.) 
Ein englischer Kriegsteilnehmer schildert uns in einer längeren Zu¬ 
schrift die ziemlich unbekannt gebliebene und statistisch natürlich niemals 
erfaßte Ausbreitung der Homosexualität im Kriege unter den Englände¬ 
rinnen. Wenn wir dem Verfasser Glauben wollen, ist der gleichgeschlecht¬ 
liche Verkehr als Ersatzbefriedigung unter den als gefühllos und kalt 
verrufenen Frauen des Inselreiches in hohem Maße in Schwang gekommen. 
Die Enge des Raumes gestattet uns nicht, hier näher auf alle anderen 
Folgeerscheinungen der Geschlechtsnot der Frau einzugehenw). Die un¬ 
geahnte Verbreitung der Prostitution namentlich in den Hauptstädten, 
die wir im folgenden noch kurz berücksichtigen werden, ist zu nicht 
geringem Teile auch durch diese Geschlechtsnot zu erklären, wenn es auch 
zugegeben werden muß, daß der wirtschaftliche Faktor hier wie überall 
ausschlaggebend war. Sicherlich ist zumindest ein großer Prozentsatz 
weiblicher Verfehlungen im Kriege, besonders in den Mittelstaaten, 
Die öffentliche Ruhe in schönen Händen 
Französische Karikatur aus dem Jahre 1917 
*) »In einem . . . mir bekannt gewordenen Fall ließ sich eine Frau die Hemden ihres 
im Felde stehenden Mannes schicken, um, ihren Duft einsaugend, sich bis zum Orgas¬ 
mus zu erregen.« (Magnus Hirschfeld in »Sexualpathologie«, 3. Teil, I. Kap.) 
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