Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

das heißt gewissermaßen am Kriege auch seelisch nicht beteiligten Be¬ 
völkerung zu sprechen. Es mochte dies auch noch zutreffen, solange 
die Kampfkraft der im Felde stehenden Heere noch ziemlich un¬ 
abhängig von der Heimat war. Nachdem aber der moderne Krieg als 
reiner Wirtschaftskrieg in diesem Sinne eine persönliche Angelegenheit 
jedes, auch nicht waffentragenden Staatsbürgers geworden war, nach¬ 
dem die ins Ungeheuere gewachsene Vermehrung der technischen 
Kampfmittel und der Kämpferzahl die Heimat in eine einzige große 
Munitionsfabrik, in ein einziges großes Arsenal, in ein einziges riesiges 
Proviantdepot verwandelt hatte, da mußte die veraltete Unterscheidung 
zwischen kriegführenden und friedlichen Angehörigen des Feindstaates 
an dem eigenen inneren Widersinn zerbrechen4). 
Da also alle Klassen und Schichten an dem Kriege teilnahmen, ergriff 
die Umwälzung der Moral (wir erinnern nochmals an unsere Definition 
der Sitte) die ganze Gesellschaft. Jedenfalls geht aus dieser Erwägung 
allein hervor, daß 
eine sitten ge¬ 
schichtliche 
Wertung des 
Krieges nie¬ 
mals so berech¬ 
tigt war als ge¬ 
rade im Hin¬ 
blick auf den 
W eltkrieg. 
Nunmehr tritt als 
komplementäres 
Problem die Frage 
an uns heran, wie 
Erotik und Ge¬ 
schlechtsleben ihrer¬ 
seits den Krieg be¬ 
einflussen. 
Der Grund, aus 
welchem Kriege ge¬ 
führt werden, spie¬ 
gelt sich, wie wir 
gleich vorwegneh¬ 
men, nicht klar in 
den Köpfen der 
Menschen, sondern TT , , 
Unsere Kinder werden innen Halt gebieten 
erzeugt ein ideologi" Zeichnung von E. Grandjouan 
XIII
	        
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