Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

In Frankreich begnügte man sich, anstatt die versittlichende Wirkung 
der Kriegsehen anzupreisen, mit einer humoristischen Ausschrotung der 
dort noch verbreiteteren Schnelltrauungen. Hier scheinen die Kriegstrau¬ 
ungen der früher in wilder Ehe lebenden Paare überwogen zu haben. 
Der Spanier Blasco Ibanez erzählt darüber: 
Bei Kriegsausbruch ging halb Paris daran, zu heiraten . . . Tausende 
Pärchen belagerten die Bezirksämter. Die meisten Männer mit dem 
Der Urlauber 
Endlich! Schon? 
Zeichnung von Fabiano in »Fantasio«, 1915 
Kommißmantel und der roten Mütze, die Frauen mit der Schürze um 
die Hüften, die Haare zerzaust und die Augen verweint, wie sie der 
Entschluß zur Eheschließung an dem durch die Abschiedsszene auf¬ 
gewühlten Familienherde überrascht hatte. Alle sagten dasselbe: »Wir 
wollen heiraten und morgen fahre ich.« So ohne alle Dokumente und 
ohne anderen Beweis als die Zeugenschaft der zwei Nachbarn, die seit 
Jahren ihrer wilden Ehe und ihren Familienzwistigkeiten zusahen . . . 
Die Magistratsbeamten nahmen auf Anordnung der Regierung massen¬ 
haft, in Gruppen zu zwanzig, die Trauungen unter denselben Formali- 
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