Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

dunkelt. Bisweilen mag auch ein Stück romantischer Heldenverehrung 
darin zu suchen sein. Wie dem auch sei — gerade diese Frauen leiden 
oft sehr unter dem Konflikt, den Liebe und Opfer ihnen auf erlegen. 
Nervöse Erregungszustände, Depressionen bis zur Melancholie sind die 
Folgen, welche den höchsten Grad erreichen, wenn sie im Falle eines 
Verlustes durch Selbstvorwürfe genährt werden1). 
Bekannt ist die Rolle, die die Frau in allen Ländern bei den Fremden¬ 
hetzen, wie sie der Kriegserklärung besonders in den Hauptstädten 
Aus dem täglichen Leben der Kriegerfrau 
Photographische Aufnahme 
folgten, spielte. Als Beispiel dafür geben wir hier zwei Zeitungsberichte 
aus den ersten Kriegswochen wieder: 
Vor dem Kriegsgericht in Breslau stand der englische Sprachlehrer 
Harald Whyte, denunziert von der eigenen Gattin, weil er einen Artikel 
über die deutsche Mobilmachung für englische Zeitungen geschrieben 
hatte. Vom Richter nach den Motiven ihrer Angeberei befragt, erklärte 
die Frau, eine Deutsche, sie habe es aus Liebe zum Vaterland getan. 
Man schien der Frau nicht besonders zu trauen, der Mann wurde frei¬ 
gesprochen, weil die versuchte Berichterstattung vor dem Kriegs¬ 
zustände mit Deutschland erfolgt war. Als Ausländer übergab man den 
Mann allerdings der Polizei in Schutzhaft. Die auf der Zeugenbank 
befindliche Frau wollte anscheinend dem Manne zu dem »glücklichen 
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