Volltext: Das Lustschloß Laxenburg bei Wien [3]

zismus. Die ruhige Geschlossenheit der Massengliederung, die einfacheil 
Konturen, die in flachem Relief gehaltene ‘vHuffeüung der Wände und 
Flächen, die sich nur auf eine lineare Andeutung von Pilastern, Lisenen 
und anderen Ziergliedern beschränkt, die leichten, lockeren Girlanden und 
Blattgewinde, die sparsam da und dort um eine Konsole, einen Schlu߬ 
stein geschlungen sind, lassen schon den josefinischen Klassizismus ahnen. 
Nichts von der reichen Gruppierung im Raum, von dem Vor und Zurück 
der Massen, von der Zerklüftung des tektonischeil Blocks durch Säulen, 
Pfeiler, verkröpfte Gesimse, gesprengte Giebel, durch die das Barock 
seine architektonischen Schöpfungen im unendlichen Freiraum sich auf¬ 
lösen läßt. Die so reich geschwungene, überall durch ihren üppig aus¬ 
ladenden tektonischen und plastischen Schmuck auf den sie uniflutenden 
Freiraum hinweisende Schloßanlage des Barock hat sich gleichsam in sich 
selbst geschlossen und zurückgezogen. Die Kurven wurden geglättet, zu 
Geraden und Orthogonalen gestreckt, nur hie und da erinnert eine runde 
Ecke, ein leiser Schnörkel an den früheren Schwung. Der Kreis und die 
Schnecke werden von der schlanken Ellipse und der Parabel abgelöst, die 
bereits die Einspannung des Runden, Kurvierten in ein System von 
Geraden, den Verlust seiner Autonomie bedeuten. Die Gewölbe werden 
ganz flachgedrückt und ziehen in kaum merkbarer Biegung dahin. Das 
Band- und Rocaillewerk im Stuckdekor der Jnnenräume wandelt sich zu 
dünnen Stäben und fliegenden Ranken, die unaufhörlich in sanftem, selten 
von der Geraden abweichendem und sich schüchtern ausbiegendem Gleit- 
siuß dahinziehen. 
And doch merkt man der inneren Spannung und Elastizität all dieser 
Formen ihre Äerkunft von dem reichen Schwung des Barock an, wo. sie 
ungehennnt ihren Drang nach krauser Biegung, Verkröpfung und Ver¬ 
vielfältigung entfalten konnten. Die Kurven werden durch eine Gewalt, 
die sich als die stärkere, als der Ausdruck einer neuen Art, künstlerisch 
zu empfinden, erweist, allerdings zu Geraden umgewandelt, ohne aber 
ihre innere Widerstandskraft aufzugeben. Eine elastische Spannung und 
Straffung geht durch das ganze Formengefüge des klassizistischen Vor¬ 
spiels im theresianischen Spätrokoko. Es sind nicht ruhige Formen, wie 
die stillen, ernsten Koordinaten des hohen Klassizismus, sondern nur 
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