Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

Fürstlichkeiten und Adel. 
Erzherzogin Marie Valerie als Engel der Nächstenliebe. 
Ihre kaiserl. Hoheit die durchlauchtigste Frau Erzherzogin Marie Valerie 
hat in ihrem Schlosse Wallsee ein eigenes Verwundetenlazarett er- 
richtet, in dem sie selbst Mutter, barmherzige Schwester und Pflegerin 
ist. Die Krankheit eines dort liegenden braven Soldaten nahm eines Tages 
ernsten Charakter an und verschlimmerte sich zusehends, so daß nur mehr 
eine große Operation Hoffnung auf Heilung bringen konnte. Voll besorgter 
Mutterliebe ließ ihn die Frau Erzherzogin nach Linz in das Spital der 
Barmherzigen Schwestern zu Sanitätsrat Primarius Dr. Urban überführen 
mit dem Versprechen, ihn bald wieder zu besuchen. Dieses Versprechen 
hielt sie auch und wurde mit großer Freude vom ganzen Hause empfangen. 
Sie besuchte zuerst ihren Patienten und wandte sich dann den übrigen 
verwundeten Offizieren und Soldaten zu. Selbst für die verwundeten 
Russen, Serben, Italiener usw. hatte sie gute Worte und beschenkte sie. 
Als man den Russen nachher sagte, daß die hohe Frau, die mit ihnen ge¬ 
sprochen hat, unsere Kaisertochter gewesen sei, sagten sie in ihrer Sprache: 
„Gott segne sie!“ Vor einem Bett blieb die Frau Erzherzogin stehen und 
fragte, wo der Soldat sei, der vor zwei Jahren so bitterlich gestöhnt habe. 
Erst konnte sich niemand an ihn erinnern und es dauerte einige Zeit, bis 
man wußte, wen die Frau Erzherzogin meinte. Ein armer Kärntner war 
es, dem beide.Füße mehrfach zerschmettert waren. „Er ist schon lang ge¬ 
storben“, mußte man der Frau Erzherzogin antworten, die sich dieses 
armen Soldaten noch erinnert hat, obwohl sie seit jenem Besuch bei dem 
nunmehr verstorbenen Soldaten schon tausend andere besucht hatte. Vor 
ihrem Scheiden aus dem Spital der Barmherzigen Schwestern suchte die 
Frau Erzherzogin nochmals ihren Patienten auf, setzte sich bei seinem 
Bette nieder und erzählte ihm von seinen Kameraden in Wallsee. Dann 
übergab ihm die hohe Frau ein Paket kräftigender Eßwaren, das sie 
eigens für ihn mitgenommen hatte und spendete ihm noch eine geweihte 
Skapuliermedaille. Mit herzlichen Trostesworten verabschiedete sie sich 
von dem Bauerssohne aus Mitterkirchen und verließ das Spital. Wie die 
Frau Erzherzogin, so kam auch 
Erzherzog Franz Salvator, 
der durchlauchtigste Gemahl Ihrer k. u. k. Hoheit der durchlauchtigsten 
Frau Erzherzogin Marie Valerie, Generalinspektor der freiwilligen Sanitäts-
	        
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