Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

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Hilfstätigkeit der Frauen-Organisationen von Linz. 
jener Zeit die Schulen und Bewahranstalten feierten, hatten wir bald für mehr als 
100 Kinder täglich zu sorgen. Mitglieder der Organisation hatten tage- und 
stundenweise Aufsicht und Verköstigung der Kinder übernommen. Als später 
die Schulen wieder eröffnet wurden, wurde eine größere Anzahl Kinder an die 
betreffenden Anstalten abgegeben, doch auch weiter das Kostgeld bezahlt. Un¬ 
gefähr 50 Kinder sind uns aber ständig verblieben, beaufsichtigt von Kreuz¬ 
schwestern, welche ganz unentgeltlich von 8 Uhr früh bis 6 Uhr abends in 
der Kinderschutzstelle beschäftigt sind und volle Verköstigung erhalten. 
II. Koch- und Haushaltungskurs für arbeitslose Dienstmädchen. 
Am 20. Juli 1914 wurde in der Kaiser-Franz-Josef-Schule ein Koch-und Haus¬ 
haltungskurs eröffnet. Derselbe fand durch den Kriegsausbruch ein .jähes Ende, 
da die Schule Spital wurde, doch fand dieser Kurs in der Patronage seine 
Fortsetzung. Nun wurde im Hause Graben 15 ein Koch- und Haushaltungs¬ 
kurs eröffnet, wodurch 10 bis 12 stellenlosen Mädchen Gelegenheit geboten 
wurde, unter der Leitung einer staatlich geprüften Kochlehrerin, Fräulein 
Martina Reiter, einer geprüften Handarbeitslehrerin, Fräulein Obermüllner, 
und einer Bügellehrerin in der Kochkunst und einfachen Hausarbeiten unter¬ 
wiesen zu werden. Zu diesem Kochkurs wurden bisher größtenteils arme 
Mädchen unentgeltlich oder gegen eine geringe Entschädigung von monat¬ 
lich 10 bis 15 K aufgenommen. Bald meldeten sich viele zahlende Teilneh¬ 
merinnen, welche einen monatlichen Beitrag von 40 K entrichten, es bestehen 
aber auch weiterhin Freiplätze für mittellose Mädchen und wurde ein solcher 
auch dem Witwen- und Waisenverein für Oberösterreich für eine o.-ö. Krieger¬ 
waise zur Verfügung gestellt. Die Kochschule besorgt gleichzeitig die Verkösti¬ 
gung der armen Kinder in der Kinderschutzstelle, auch haben wir die unentgelt¬ 
liche Verköstigung von 20 schwerkranken Soldaten im Spitale der Barmherzigen 
Brüder übernommen. Das Essen wird mittels Kochkisten ins Spital gebracht. 
III. Kälteschutzaktion für die Truppen im Felde. Im Herbst 1914 
haben wir nach vorherigem Einvernehmen mit dem Herrn Statthalter eine 
Aktion zur Versorgung der oberöst. Truppen mit warmer Wäsche und Kälte¬ 
schutzmitteln unternommen. Durch Anschaffung von W olle und Stoffen aus 
eigenen Mitteln und dank der regen Mitarbeit aller Kreise, konnten wir un¬ 
sere Truppen im Felde und die von Linz abmarschierenden Truppenkörper mit 
folgendem versehen: 140.079 Stück (Wäsche, Kälteschutzmittel etc.). DasFrauen- 
Hilfskomitee, Marktstraße 7, hat dazu zirka 11.000 Stück beigetragen. Die Be¬ 
zirkshauptmannschaften, Pfarrämter, Klöster, Schulleitungen, Gemeindevorste¬ 
hungen und viele Private, die unentgeltliche Arbeit leisteten oder Spenden an 
Stoffen und Wolle widmeten, wetteiferten darin, diese Aktion zu fördern. Die 
Kälteschutzaktion wurde 1915 weniger intensiv betrieben, weil einerseits die 
Wolle vom Staate mit Beschlag belegt wurde, anderseits das Militärärar ohne¬ 
hin für reichliche Ausrüstung der Truppen mit warmen Sachen vorgesorgt hatte. 
IV. Nähstube. Die Notlage, in welche schon im Winter 1914 viele arme 
Frauen und Mädchen geraten waren, anderseits auch die Notwendigkeit, den 
Bedarf an warmer Wäsche für unsere Truppen zu decken, führte zur Errich¬ 
tung einer Nähstube, welche, dank dem Entgegenkommen des Herrn Nähma¬ 
schinenfabrikanten Johann Jax, welcher uns ein Lokal in der Humboldtstraße 
und 20 Nähmaschinen kostenlos zur Verfügung stellte, im September 1914 eröffnet 
wurde und seither nahezu ununterbrochen fortbesteht. In dieser Nähstube ar¬ 
beiten, unter der Leitung eines Aufsichtsfräuleins, eine Zuschneiderin, 20 Mäd¬ 
chen und werden überdies fallweise bis zu 226 Heimarbeiterinnen beschäftigt. 
Die Arbeit für diese Nähstube wurde teilweise durch die Organisation selbst, 
teilweise durch das Rote Kreuz, welches uns Wäsche zur Verarbeitung zuwies,
	        
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