Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

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Von unserem Linzer Hausregiment Nr. 14. 
vor kurzem ein Artillerieoffizier gesagt: „14 und 59 ist die beste Kaiser¬ 
mischung.“ Wohl beklagen wir den Verlust unserer liebsten Offiziere, unserer 
besten Freunde, wohl beklagen ich und Du, liebe Mutter, den Verlust unseres 
braven Ferdinand. Uns ist der eine Trost, daß sie als Helden auf dem Felde 
der Ehre blieben. . . . 
Ein tapferer „14er“ von Rottenegg. 
Johann Kästner, Besitzer des Gasthauses am Bahnhofe in Rottenegg, rückte als 
Infanterist ein und ging schon Mitte August 1914 auf den nördlichen Kriegsschauplatz ab. 
Dort war es ihm beschieden, nicht weniger als etliche 50 Schlachten mitzukämpfen, 
wobei er, immer bei bestem Humor und guter Gesundheit, nur einen Streifschuß davon¬ 
trug, den er sich selbst heilte, ohne auch nur einen Augenblick im Spitale sein, zu müssen. 
Auf einmal aber ging es anders, eine harte Prüfung wartete auf ihn. Im Angriffe auf 
einen feindlichen Schützengraben „kitzelten“ er und noch sechs seinige Kameraden die 
Russen heraus und es entspann sich ein überaus heftiges Handgemenge zwischen ihm und 
acht Russen; seine Kameraden waren, als er sich umsah, schon alle kampfunfähig und 
so blieb es ihm allein überlassen, der gegen ihn im Bajonettangriff anstürmenden Feinde 
Herr zu werden. Glücklich löste er auch diese seine Aufgabe, worauf er stark verwundet 
in eine mindestens ßstündige Ohnmacht fiel und nach Wiedererwachen und Sammlung 
seiner letzten Kraftreste sich inmitten seiner niedergerungenen Feinde liegen sah, wovon 
2 tot, 4 gänzlich kampfunfähig und 2 geflohen waren. Hiebei erlitt Kästner selbst 15 
Bajonettstiche am Oberkörper und 2 gewaltige Gewehrkolbenschläge auf den Kopf, die 
auch die Ursache seiner Bewußtlosigkeit waren. Von den 15 genannten Stichen sind 13 
am bloßen Körper sichtbar und die leichteren etwa 2 cm tief. Nach Wiedererlangung des 
Bewußtseins schleppte er sich ungefähr 150 Schritte vom Kampfplatze fort, brach aber 
dann endlich ganz erschöpft dort zusammen, wo ihn dann Sanität barg. Diese Leistung 
Kästners, die als heroisch bezeichnet werden muß, fand auch bei seinem Kommando vollste 
Würdigung, er wurde zu einer Auszeichnung vorgeschlagen und im Felde zum Korporal 
befördert. In seiner Heimat ein geachteter, braver und tüchtiger Mann, im Felde uner¬ 
schrocken, ein Held, das ist der wahre Sohn Deutschösterreichs und Stolz seines Regi¬ 
mentes. („Linzer Volksblatt“ Nr. 44, 1915.) 
Unser Hausregiment am Monte Piano. 
Ein Angehöriger unseres Hausregiments, F. Sturm, Setzer des Preßvereines in Linz, 
berichtet von dem Ansturme der Italiener gegen den Monte Piano: Wir hatten jetzt 
besonders schwere Tage. Am 20. Juli (1915) wurde der Berg gestürmt. Es war schreck¬ 
lich! Um 4 Uhr früh ging’s los. Unsere Artillerie schoß mit Kartätschen auf den schon 
etwa 30 Schritte vor uns stehenden Gegner. Auf einem Haufen lagen 130 tote Italiener 
beisammen. Als wir vorrückten, war der ganze Abhang mit Leichen, einzelnen Gliedmaßen, 
abgerissenen Köpfen und sonstigen Körperteilen übersäet. Die Italiener sind zurückgewichen. 
Wir liegen nun inmitten des fürchterlichen Grauens. Eine unheimliche Ruhe herrscht. 
Ab und zu schießt noch unsere Artillerie. Das Morden hier ist entsetzlich; es übertrifft 
an Schrecklichkeit zuweilen die Kämpfe in Galizien. Leider sind auch von mir wieder 
ein paar gute Kameraden gefallen! . . . 
Ein anderer Bericht meldet vom Monte Piano: Nachdem die Italiener am 19. Juli 
unsere Deckungen ununterbrochen mit allerschwersten Geschützen (Kaliber 15, 21 und 
30*5 cm) beschossen, sahen wir uns veranlaßt, unsere Stellungen nach rückwärts zu ver¬ 
legen, was uns auch ohne jede Belästigung seitens des Feindes gelang. Ein Höllenlärm! 
Nervenerschütternd! In einer halben Stunde zählten wir 131 Schüsse! Im ganzen dürfte 
der Welsche ungefähr 5000 Schüsse abgegeben haben, welche die erwähnten Deckungen 
und Drahtverhaue teilweise zerstörten. Früh morgens, 20. Juli, setzte der Gegner zum 
Sturme ein. Unsere von Überanstrengung ermatteten Feldwachen wurden überrannt. Die 
Italiener krochen durch verkümmertes Zwergholz bis auf etwa 400 m an uns heran. Ein 
Alarmruf und schon knatterten die Maschinengewehre! Viele wohlgezielte Kugeln unserer 
braven Schützen erzielten Treffer um Treffer in den feindlichen Reihen, die überdies noch 
durch wirksames Kartätschenfeuer unserer Artillerie schwer zu leiden hatten. Da die Verhaue 
nur mehr geringen Widerstand boten, gelang es dem Feinde, in unsere Stellungen vor¬ 
zudringen. Ein furchtbares Handgemenge entspann sich nun! Unsere Geschütze 
feuerten noch, als die Italiener schon vor ihnen standen. Nur kurze Zeit hielt der Feind 
der wackeren Bajonett- und Gewehrkolbenarbeit unserer heldenhaften Schützen stand. Er 
begann bald zurückzufluten, heftig von Infanterie- und Artilleriefeuer verfolgt. Dabei 
geriet er noch in eigenes Geschützfeuer und erlitt dadurch schwere Verluste. Der Sturm 
war trotz dreifacher Übermacht der Welschen gänzlich mißlungen. Gegen 500 Tote 
lagen vor unseren Stellungen, beiläufig 50 Mann und 2 Offiziere wurden gefangen. Wir 
verloren einige Tote und hatten etwa 40 Verwundete. Ein feindliches Maschinengewehr
	        
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