Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

Aus Front und Heimat. 
Jesukinde und dem Skapulier dar und ist die Kopie des großen Muttergottesbildes in 
der Kirchenbaracke des Gefangenenlagers. Letzeres erfreut sich bei den Gefangenen 
einer großen Hochschätzung, stets ist es aufs schönste geschmückt. Nicht bloß die ka¬ 
tholischen Bussen ehren es, sondern auch die orthodoxen, obwohl ihnen diese Darstellung 
fremd ist, da sie ja das Skapulier nicht kennen. Als die orthodoxen Bussen am Drei¬ 
königtage abends ihre Weihnachtsmette feierten, war dieses Bild, ^das im sog. „Mutter- 
gotteswinkel” hängt, aufs prächtigste mit Tannenreisig geziert und 20 Kerzen, von den 
Gefangenen aus eigenem Gelde angeschafft, brannten davor. Die Kopie für die Pfarr¬ 
kirche fertigte auf Leinwand ebenfalls ein Busse an, Theodor Autowski, in Zivil 
Maler. Den schönen Eichenrahmen dazu spendete der frühere Lagerkommandant General 
Goglia. (Bild siehe Seite 140.) 
Eroberte Geschütze 
sind in Enns ein Schauobjekt Ungezählter. Das eine ist ein kleines, altes, serbisches 
Gebirgsgeschütz und sieht 
schon recht herabgekommen aus. Es ist französisches 
Fabrikat, da auf einem Täfelchen außer der französi¬ 
schen Firma noch „Paris 1886” zu lesen ist. Das 
zweite ist ein russisches Schnellfeuergeschütz 
samt Munitionskasten. Auf dem Sicherungsschild sind 
die Spuren von Gewehrkugeln zu sehen. Einige Ver¬ 
tiefungen auf dem Schild, die überstrichen sind, zeigen, 
daß dieses Geschütz bereits früher im Gefecht war. 
Beide Geschütze wurden in der Militär-Unterrealschule 
zur Besichtigung durch die Zöglinge aufgestellt. (Siehe 
unser Bild Seite 100.) 
Der Freudentag eines Gymnasialdirektors. 
Am 4. Oktober 1914 war’s, nach der Kaisermesse, 
da klopft es bescheiden an die Kanzleitür des Gymna¬ 
sialdirektors von Bied: Zwei Oktavaner treten ein mit 
feierlicher Miene; der eine von ihnen hält mit ergrei¬ 
fenden Worten eine Ansprache an den Direktor. Die 
Oktavaner hätten sich zusammengetan und hätten aus 
Liebe zu Kaiser und Vaterland eine kleine Sammlung 
veranstaltet, deren Betrag der Direktor dem Kriegs- 
fürsorgeamt in Wien übermitteln möge. Bei diesen 
aus innigstem Herzen kommenden Worten fühlte der 
Direktor Gottes Engel durchs Zimmer gehen und er 
sah auf seinem Haupte ein hellstrahlendes Diadem 
leuchten mit der flammenden Inschrift: „Österreich 
wird ewig steh’n!” Wo solcher Geist, solcher Opfer¬ 
mut die Jugend beseelt, da kann man freudig in die 
Zukunft sehen! Heil den Oktavanern des k. k. Staats¬ 
gymnasiums in Bied! Auf eine solche Jungmannschäft 
kann Direktor und Lehrkörper stolz sein! Das Opfer 
— 60 K — ist um so rühmenswerter, als es aus eigenster Initiative der jungen Herren 
entsprungen war, unter denen sich sehr viele befinden, die nicht mit Glücksgütern ge¬ 
segnet sind. 
Fähnrich (jetzt Leutn.) Max 
Ottenweller i. Inf.-Reg. 14 
zeichnete sich am 28. Aug. 19i4 durch 
hervorragend tapferes Verhalten bei Er¬ 
stürmung einer feindl. Batterie aus, er¬ 
hielt die Silb. Tapf.-Med., seit 7. Sept. 
1914 in russischer Gefangenschaft. 
Bus Front und ßeimaf. 
Ein Kriegsbrief aus Jerusalem. 
Gefreiter Malermeister Karl Aigelsreiter aus Peuerbach, derzeit in Jeru¬ 
salem, schreibt seinen Angehörigen: Habe Euren Brief am 27. Sept. 1916 er¬ 
halten. Wir leben hier ganz gut. Haben täglich mittags und abends Fleisch 
mit Zuspeise, einen halben Liter Wein und gutes Brot. So viel Schinken habe 
ich noch nie gehabt wie jetzt. Es gibt jetzt Obst, Zitronen, Orangen, Feigen, 
Bananen, Melonen, Weintrauben und manches andere und nicht teuer. Bin 
gesund. War bereits auch in der Wüste. Auch am Toten Meer, in Bethlehem, 
Nazareth, Jericho, Hebron und Birsepa. Da gibt es einmal viel zu erzählen. 
Ein Schreiben hieher braucht einen Monat und noch länger.
	        
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