Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

Institute unter geistlicher Leitung. 
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Tausende von Zigaretten gestopft, Scharpie gezupft und eingenäht; für die 
Soldaten im Felde wurden warme Kleidungsstücke, Socken und Wadenstutzen, 
besorgt, so daß der Allerhöchste Dank, welcher im November durch den 
k. k. Unterrichtsminister, unter Zahl 27.237, ausgesprochen wurde, die Kinder 
mit großer Freude und berechtigtem Stolze erfüllte. 
Ein großes, patriotisches Opfer hat im abgelaufenen Jahre die Anstalt 
mit nicht geringer Selbstverleugnung, aber gleichwohl bereitwillig dadurch ge¬ 
bracht, daß sie in der Mitternachtsstunde vom 31. Mai auf den 1. Juni den 
Kindern des evakuierten St. Antonius-Waisenhauses in Treffen, Kärnten, 114 an 
der Zahl samt 6 Pflege- und Erziehungsschwestern, ein gastliches Heim bot. 
Dem Seraphischen Liebeswerk, das zuerst um die Besorgung einer Unterkunft 
angegangen wurde, nahm das Waisenhaus Linz diese große Sorge ab. Es über¬ 
nahm zuerst alle in der Waisenkolonie Hart, bis nach einer guten Woche 
über 20 zu den gleichfalls vom Liebeswerk ausfindig gemachten Schulschwestern 
in Frankenburg gebracht werden konnten, wohin im September, mit Beginn 
des neuen Schuljahres, neuerdings eine ansehnliche Zahl abwanderte, so daß 
seitdem hier noch 58 Flüchtlingskinder dauernd untergebracht waren. In der 
Waisenkolonie wurden jene Räume, die während der Ferien den eigenen Zög¬ 
lingen aus der Linzer Anstalt zur körperlichen Pflege, Kräftigung und Aus- 
heiterung dienen, zur Verfügung gestellt. Die eigenen Zöglinge mußten darum 
in diesem Jahre diese großen Ferienfreuden auf den Altar des Vaterlandes 
legen. Sie taten es gern. In Linz wurde der Festsaal geräumt und die Anstalt 
mußte darum im Winter nicht nur auf die Theateraufführungen, sondern auch 
auf das nicht geringe Erträgnis derselben verzichten. Auch das ist trotz unserer 
Schuldenlast von 150.000 K mit Freuden geschehen in der unerschütterlichen 
Ueberzeugung,- daß es in solcher Zeit heilige Pflicht ist und Gottes Segen 
bringt, wenn man, obwohl mehr aufs Empfangen angewiesen als zu anderer 
Zeit, dennoch auch selbst gern gibt und freudig opfert. Und Gottes Segen 
waltete sichtlich; denn über 500 Mägen mußte die Anstalt täglich ernähren — 
und doch war allen der Tisch täglich gedeckt. 
Das Innere der Kirche im k. k. Flüchtlingslager in Braunau am Inn beim Requiem 
für f Kaiser Franz Josef I.
	        
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