Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

Institute unter geistlicher Leitung. 
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sorge für heimkehrende Krieger bei der k. k. Statthalterei in Linz, Abteilung- 
Kriegsblinde“. Durch ihn wurden bis 1. November 1916 im ganzen 2548 K 61 h 
aus den Sammlungen für Kriegsblinde verteilt. 
Taubstnmmenlehranstalt in Linz. 
Gleich anfangs des Krieges fanden an 200 Mann Eingerückte in der 
Taubstummenanstalt über drei Wochen ein fröhliches Heim. Zwei Lehrkräfte: 
Ernst Deutl und Hans Armbruster eingerückt. Ersterer, zu Kanzleidiensten 
verwendet, wurde Korporal, erhielt belobende Anerkennung, und wurde beur¬ 
laubt. Lehrer Armbruster mußte ins Feld, zog mit unserer siegreichen Armee 
durch Serbien und Montenegro und steht jetzt an der Isonzofront. Er wurde Zugs¬ 
führer und erhielt das eis. Kreuz a. B. d. TM. Die übrigen Lehrkräfte, da kein 
Ersatz, mußten in die vervielfachte Arbeit sich teilen. Der Hausdiener J. Pirkl- 
bauer kämpfte gegen Italien und Rußland und ist in russischer Gefangenschaft. 
Auch seine Arbeit mußte den übrigen Dienstboten aufgeteilt werden. Jedes 
bringt jetzt gerne Opfer. 
Die taubstummen Kinder beteten nicht bloß in der Hauskapelle für ihre 
eingerückten Angehörigen und um den Sieg unserer Waffen, es wurde auch 
über Hals und Kopf gestrickt und genäht: Kälteschutzmittel und Wäsche für 
Soldaten. Die Buben wurden in sonst verbotene Künste, Zigarettendrehen und 
stopfen, eingeführt und zeigten sich bald als gelehrige Schüler. Viele Zeit¬ 
schriften und Bücher wurden an Spitäler gespendet, ebenso Liebesgaben. Großen 
Eifer entwickelten die Kinder bei der Metallsammlung, sowie bei der Woll- und 
Wäschesammlung. Vom Anstaltsvermögen wurden 35.000 K, vom Lehrkörper 
und Dienstboten 46.500 K für Kriegsanleihen gezeichnet. Infolge der Teuerung 
ist das Brot für die armen Kinder wohl recht schmal geworden, aber wenn 
wir den Kleinen erzählen, was die Soldaten im Felde ertragen müssen, dann 
sind sie wieder zufrieden. Die taubstummen Kinder haben auch eine „Kriegs¬ 
zeitung“. Ein Lehrer redigiert sie auf der schwarzen Tafel im Arbeitszimmer; 
zuweilen ist sie illustriert, enthält immer nur knappe Berichte, nie ist sie durch 
einen weißen Zensurfleck verunziert. War das ein Jubel, als unsere weiß auf 
schwarz gedruckte Zeitung verkündete: Bukarest ist gefallen! Als das Dank¬ 
gebet in der Kapelle beendet war; war die erste Frage: Wird jetzt bald Friede? 
Der kleine Seppl hatte dabei eine freiwillige Zerstreuung und dachte nur an 
das eine: wie lange der Siegeswecken sein wird, den wir den Kindern feierlich 
versprochen. Gott schenke uns bald den ersehnten Frieden! Seppl, habe Ver¬ 
trauen, auch der Siegeswecken wird kommen. 
Katholisches Waisenhaus, Linz. 
Das Jahr 1914, das Jahr der großen Vaterlandsliebe, der freudigen Opfer¬ 
liebe für Kaiser und Vaterland, hat auch die große Anstalt der christlichen 
Nächstenliebe, das katholische Waisenhaus, auf ihrem Platze gefunden. Nicht 
nur in Empfang zu nehmen, sondern auch selbst zu opfern, gerne und freudig 
zu opfern für jene Männer, die Herd und Heim verlassen und ihr Leben ein- 
setzen zu unserem Schutze, hat das Waisenhaus als patriotische Pflicht be¬ 
trachtet und zugleich ausgenützt als vorzügliches Erziehungsmittel für seine 
Kinder. Als sie nach Linz kamen die Tausende auf des Kaisers Ruf und viele 
ohne Obdach waren, gab man solches mit Freuden, soweit nur tunlich samt 
einem Imbiß am Morgen und Abend und geistliche Kraft und Aufmunterung 
durch tägliche Andacht in der Kapelle. Vom 2. August bis Mitte Oktober waren 
sie stets liebe Gäste, zuerst 90, dann hinauf bis 179, allmählich herab auf 80 
und. im letzten Monat 24 — billig gerechnet ein freudig gemachter Baraufwand
	        
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